Kuoni braucht Zusammenhalt (Ausgabe 2008-03)

Jean-Claude Raemy über den Umbruch bei Kuoni

Das Interesse der Medien an den Schweizer Top-Reisekonzernen ist dieser
Tage gross. Im Badeferienbereich tobt ein Preis- und
Positionierungskampf, Top-Manager wechseln die Jobs, es wird
restrukturiert, entlassen und entmachtet.

Die Direktbeteiligten bemühen sich, intern und extern für positive
Stimmung zu sorgen. Kuoni etwa hat die am Radio kolportierten Meldungen
über «bis zu 80 Entlassungen» scharf dementiert. Laut CEO Stefan Leser
seien Entlassungen nicht geplant, und Personalreduktionen seien an den
Geschäftsverlauf gekoppelt. Reduziert werde weder im Operating noch in
Reisebüros und nur über natürliche Abgänge –bei 25% jährlicher
Personalfluktuation kein Thema.

Aufpassen muss Leser, dass nicht im Management weitere «natürliche
Abgänge» hin zu Hotelplan vorkommen. Das Organigramm der neuen Migros
Travel Switzerland ist nur so gespickt mit früheren, langjährigen
Kuoni-Managern, darunter fast alle «Lerch-Jungs». Fehlt noch Urs
Bellmont. Für diesen  – oder Marcel Bürgin? – liegt bei Migros
Travel mit der Sparte «Premium/Spezialisten», welcher CEO Thomas
Stirnimann vorsteht, ein gemachtes Bett parat. Kuoni-intern werden
weitere ranghohe Abgänge zumindest befürchtet.

Die aktuellen Kuoni-Manager beschwichtigen, warten ab und bezweifeln,
ob ihre alten Kollegen mit dem «Kuoni-Image» im Glaspalast auf
Akzeptanz stossen. Natürlich, auch in Glattbrugg wird nur mit Wasser
gekocht. Vielleicht bereut sogar der eine oder andere seinen Wechsel
zum früheren Erzfeind. Das scheint zumindest für Roberto Luna denkbar.
Mit dem Ausscheiden von Konzernchef Armin Meier wäre sein «Intimfeind»
nun weg und seine Position wieder gestärkt. Doch das ist passé: Leser
ist in der Schweiz am Ruder und wird alles tun, den internen
Zusammenhalt bei Kuoni zu fördern.

In dieser Aufgabe wird er vom Nachfolger von Armin Meier, welcher
zurzeit gesucht wird, unterstützt werden. Ein starker Mann muss her,
der auch im Verwaltungsrat ein Machtwort reden kann, welcher ja auch
mitschuldig an der derzeit zweifellos fragilen Situation bei Kuoni ist.
Als Top-Kandidat könnte sich da mit Peter Rothwell ein ehemaliger
Top-Manager von Thomson, Airtours und zuletzt TUI Travel aufdrängen,
zumal Cash-Cow Kuoni Grossbritannien Hilfe braucht. Auch Martin Wittwer
(CEO TUI Suisse) könnte auf der Liste sein. Ausgerechnet Top-Leute vom
deklarierten neuen Kuoni-Erzfeind TUI…