Kuoni wird zum Retailer-Sorgenkind (Ausgabe 2015-07)

Ungewissheit kostet Kunden

Die Nebenwirkungen des im Januar verkündeten Kuoni-Konzernentscheids, sich vom Veranstaltergeschäft zu trennen, sind nicht zu unterschätzen. Bei Reisebüros und bei Endkonsumenten hat dieser Beschluss Bedenken ausgelöst. Ein Grund dafür war sicher die missglückte Kommunikation, die von mehreren Seiten bereits kritisiert wurde. Dass eine Neuausrichtung gerade im Januar, also während eines sehr buchungsstarken Zeitraums, bekannt gegeben wird, kann vielerorts nicht nachvollzogen werden. Auch dass gleichzeitig noch kein passender Käufer präsentiert wurde, löst bei manchem Kopfschütteln oder schlimmer noch Unsicherheit aus. 

Die Reisebüros müssen hinsichtlich dieser Unsicherheit seither verstärkt Überzeugungsarbeit leisten, insbesondere bei komplexeren Reisen. Dies kann aber nur funktionieren, wenn man selbst der Marke Kuoni noch genügend vertraut. Und dies ist anscheinend nicht mehr überall der Fall, denn Kuoni-Arrangements werden von Retailern teilweise bewusst weniger aktiv verkauft, wenn nicht sogar gemieden. Da half auch ein erster Schadensbegrenzungsversuch mittels einer Nachricht von Kuoni-Schweiz-CEO Marcel Bürgin an die Agenten recht wenig – der Schaden war bereits angerichtet. 

Aus der Geschichte gehen dennoch auch Gewinner hervor. So z.B. einige
Hotelplan-Filialen, die aufgrund der aktuellen Situa-tion eine Zunahme an Neukunden feststellen konnten. Und Kuoni-Toch-tergesellschaften, die wenig mit dem Konzern, insbesondere wenig mit dem Badeferiengeschäft in Verbindung gebracht werden, dürften weiterhin mit dem Vertrauen der Kunden und der Reiseverkäufer rechnen. 

Im Sinne der Kunden und der Mitarbeiter gilt es nun, so rasch wie möglich einen passenden Käufer zu finden, der Interesse daran hegt, keine (weiteren) Kunden zu verlieren und das Geschäft reibungslos mit der gewohnten Qualität fortzuführen. Denn mit jedem weiteren ungewissen Tag verliert die Marke Kuoni an Vertrauen und Wert.

Melanie Mooser