Kuonis «Tango» mit vielen Kinderkrankheiten (Ausgabe 2014-51)

Eine erste Bilanz bei den Anwendern fällt sehr durchzogen aus.

Rund 20 Jahre lang stand Kuonis Veranstaltersystem «Komet» im Einsatz, konnte in den letzten Jahren die Bedürfnisse der Anwender aber kaum mehr befriedigen. Mit «Tango» wurde nun sein Nachfolger lanciert, der die dynamischen Produkte und das traditionelle Angebot verknüpfen soll. Das System wurde in ersten Bereichen bereits Mitte Jahr aufgeschaltet und löst Komet Schritt für Schritt ab.

Bei den B2B-Anwendern, also den Agenten in den Reisebüros, stösst das System bisher nicht auf viel Gegenliebe. Yvonne Walser vom Reisebüro Tödi, die bereits einen Leserbrief im TI verfasst hat, konkretisiert auf Anfrage: «Es gibt diverse Kinderkrankheiten. Man kann beispielsweise kein Hotel für 15 oder mehr Tage buchen. Flüge müssen auch bei Pauschalreisen oft separat dazugebucht werden. Und vor allem: Die Produkte, die im Tango aufgeschaltet sind, erscheinen im Cets nicht mehr. Wir müssen die Kuoni-Produkte also immer einzeln aufrufen.» Nach dem Leserbrief habe sie zahlreiche Mails von anderen Agenten erhalten, denen es gleich gehe. Andere Retailer meiden Kuoni sogar, seit sie mit Tango arbeiten. «Es gibt einfach zu viele technische Probleme, zum Beispiel bei den Verfügbarkeiten», sagt Rolf Helbling von Helbling Reisen Gossau, «das muss man sich nicht antun. Ich weiche deshalb auf andere Veranstalter aus.»

Ähnlich tönt es bei Werner Blum von Move Reisen Zürich. «Bei der Anwenderfreundlichkeit hat Tango noch Steigerungspotenzial. Ich arbeite seit 20 Jahren mit Cets und steige nun oft auf TUI-Produkte, die via Cets gebucht werden können, um.»

Es gibt aber auch positive Punkte. «Übersicht und Darstellung sind Pluspunkte», sagt Cynthia Spicher von Natural Reisen Biel, «allerdings gibt es zu viele Masken und Eingaben. Die Wege, um zu einem Resultat zu gelangen, sind zu lang.»

Dies deckt sich mit Kuoni-internen Meinungen, die TI in Erfahrung gebracht hat. Auch hier werden Darstellung und Produktebeschreibung lobend hervorgehoben. Dass im Buchungsprozess zu viele Bildschirme durchgeklickt werden müssen, ist einer der Hauptkritikpunkte, zusammen mit der allgemeinen System-Performance. Dass nicht das gesamte Portfolio über Tango buchbar ist und deshalb in mehreren Systemen gleichzeitig gesucht werden muss, ist auch intern ein negativer Punkt. Im Interview auf Seite 6 nimmt CEO Marcel Bürgin Stellung zum neuen System.

SJ