Mit 156 Lernenden starten in diesem Jahr rund 30 junge Menschen weniger ihre Ausbildung in der Outgoing-Reisebranche als im Jahr zuvor. Ein Effekt, der v.a. auf den Rückzug der SBB aus dem Reisebürogeschäft zurückzuführen ist. Dort hatten bisher jährlich rund 25 Lernende ihre Ausbildung begonnen (TI berichtete).
Von Nachwuchsproblemen wird in der Branche nicht gesprochen. Diese sei immer noch genug attraktiv, dass stets alle Lehrstellen besetzt werden können, betont der Schweizer Reise-Verband (SRV) regelmässig. Ein wachsendes Problem ist jedoch wie in anderen Ausbildungsberufen auch die wachsende Zahl der Abbrecher. In den vergangenen Jahren lag die Quote immer um die 10%, berichtet die Internationale Schule für Touristik (IST), die den Schweizer Brachennachwuchs im Auftrag des SRV ausbildet. Klassen mussten laut Chantal Schmid, Leiterin üK und Branchenkurse bei der IST, noch nicht zusammengelegt werden. Dieses Jahr seien aber keine Kurse in Luzern und St. Gallen zustandegekommen. «Man merkt, dass es keine neuen SBB-Lernende mehr gibt», so Schmid.
Als Gründe für die steigenden Abbruchzahlen sieht man bei der IST die «etwas unsteteren» Lebensentwürfe sowie die jungen Menschen, die heute «ein bisschen mehr nach dem Lustprinzip entscheiden und sich tendenziell weniger durchbeissen, als dies früher der Fall war», so Schmid. Pauschalisieren wolle sie das aber nicht. Es gebe unzählige Varianten, die den Jugendlichen heute zur Verfügung stünden.
Die KV-Lehre, welche die Reisebüroausbildung ja nach wie vor ist, bietet zudem eine gute Grundausbildung, die nach einiger Zeit auch in andere Branchen führen kann. Für zentral hält es Schmid, dass sich die potenziellen Lernenden (etwa über den SRV) gut über das Berufsbild informieren. Zwei bis drei Schnuppertage reichten nicht aus, um zu wissen, dass der Beruf auch viel mit Büroarbeit zu tun habe und trotzdem das nötige Feuer fürs Reisen benötige. Mit den Inhalten von Flugwesen bis Destinationskunde biete die Branchenausbildung viel Interessantes, immer mehr in den Vordergrund rücke auch der Verkauf.
SG