Lehren ziehen und nach vorne schauen (Ausgabe 2010-12)

Sara Marty zur Bilanz der Kuoni-Gruppe

2008 Rekorde, 2009 noch knapp positiv. Max E. Katz, Kuonis langjähriger
CFO, hätte an seiner letzten Bilanzpressekonferenz sicher lieber
bessere Zahlen präsentiert. Einziger Trost: Wirtschaftskrise,
Schweinegrippe und Währungseffekte erklären vieles, sich selbst
anzukreiden hat er nichts.

Reorganisation sei Dank werden die Zahlen der Einheit Schweiz wieder
detailliert ausgewiesen. Der Umsatzrückgang von 20,1% bewegt sich auf
ähnlichem Niveau in den anderen europäischen Märkten. Zu denken geben
muss der Gewinnrückgang von 96,1% . Der Schweiz-Gewinn 2008 von 39,4
Mio. Franken (ohne nicht mehr notwendige Abschreibungen der verkauften
Edelweiss Air waren es immerhin noch gut 30 Mio.) ist auf klägliche 1,5
Mio. zusammengeschrumpft – und hätte wohl genauso gut unter der
magischen Schwarz-Rot-Marke liegen können.

Die Gründe hierfür sieht der Finanzchef nicht bei der Arbeit von Kuoni,
sondern im Marktumfeld – einem Umfeld, das letztes Jahr von einem an
den Margen nagenden Preiskampf geprägt war. Tatsächlich war das
Verhältnis von Umsatz- und Gewinnrückgang auch beim Konkurrenten MTCH
frappant: Der Umsatz des Unternehmens mit Sitz in Glattbrugg ging um
8,3% zurück, der Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)
um 137,8%, in Franken jedoch «nur» um 6,7 Mio. auf –1,8 Mio. Franken.
Obwohl Kuoni diesen in der Bilanz nicht ausweist, liess es sich CFO
Katz nicht nehmen, den Ebitda zumindest für Kuoni Schweiz zu nennen:
11,3 Mio. Franken. Der Ebit reduzierte sich von 39,4 Mio. auf 1,5 Mio.
Franken.

Allen Vergleichen im Heimmarkt zum Trotz zeigt es sich, dass der Wachstumsfokus von Kuoni
anderswo liegt. Es sind die asiatischen Märkte, welche mit «lediglich»
12,4% den geringsten Umsatzrückgang verzeichnen und den Ebit dabei
sogar um gut 15% steigern konnten. Als Ertragsperle hat sich VFS Global
erwiesen, die Tochter, die aus Indien heraus konsularische Dienste für
29 Regierungen in 45 Ländern anbietet.

Wenig erstaunlich sehen Rothwell und Katz darum im asiatischen Raum die
aussichtsreichsten Möglichkeiten für Akquisitionen, würden diese
Entwicklungsmärkte doch nicht nur Wachstumspotenzial, sondern
tatsächliches Wachstum aufweisen. Doch auch in den gesättigten Märkten
Europas gebe es noch Nischen, welche für die Kuoni-Gruppe attraktiv
seien.
Im Laufe des Jahres wird sich zeigen, wo sich solche auftun.