Leisere Töne und grosse Hoffnungen (Ausgabe 2009-12)

Urs Hirt über die ITB 2009

Die ITB-Verantwortlichen sprechen von Zuwächsen bei den Fach- und
Kongressbesuchern sowie bei den Ausstellern, von Zuversicht und guten
Geschäften. Das ist die eine Seite der Medaille. Wer an den drei
Fachbesuchertagen mit offenen Augen und gespitzten Ohren das Treiben in
den ITB-Hallen verfolgte, konnte klar erkennen: Die Wirtschaftskrise
hat den Tourismus erfasst, wenn auch in einem bisher weit weniger
dramatischen Ausmass als das in anderen Branchen der Fall ist.

Vordergründig ging man den gewohnten Messegeschäften nach, traf sich
mit Gleichgesinnten, sprach über Möglichkeiten der Zusammenarbeit,
präsentierte neue Produkte, führte Vertragsgespräche und festigte alte
Partnerschaften bzw. knüpfte neue Kontakte. Zwischen zuversichtlichem
Lächeln und teilweise gar übertriebenem Optimismus gaben in diesem Jahr
jedoch die leiseren Töne den Takt an. Die Atmosphäre war gedämpft, die
Ratlosigkeit, wie denn weiteres Unheil vermindert oder gar vermieden
werden könnte, gross, wenn auch auf den ersten Blick nicht sofort
sichtbar.

Angesichts leerer Hotelbetten und Flugsitze hoffte so mancher
Aussteller auf zündende Ideen von Seiten der Vertriebspartner, den Tour
Operators und Reisebüros. Ausser Preisreduktionen – ob kurzfristig oder
für die nächste Vertragsperiode – hatten diese aber kaum etwas Neues im
Gepäck mit nach Berlin gebracht. Eine gewisse Zurückhaltung war auch
bei den zahlreichen Events – einem festen Bestandteil des
ITB-Networkings – zu spüren. Vor allem nach Messeschluss fielen frühere
Traditionsanlässe dem Rotstift zum Opfer oder wurden in kleinerem
Rahmen durchgeführt.

Das Rahmenprogramm mit dem ITB Berlin Kongress und weiteren
Informations- und Diskussionsveranstaltungen bot den interessierten
Fachbesuchern zahlreiche Anregungen und neue Ideen. Diese auf ihren
Nutzen zu prüfen und umzusetzen, ist Sache jedes einzelnen
Marktteilnehmers. Eine Erfolgsgarantie gibt es keine.

Eines hat die ITB klar gezeigt: Von der globalen Krise bleibt niemand
verschont. So wenig der Tourismus Auslöser für die Turbulenzen war, so
wenig kann eine einzelne Branche etwas dagegen tun. Die Reisebranche
kann zumindest für sich in Anspruch nehmen, bis jetzt mit einem blauen
Auge davongekommen zu sein. Was die Zukunft noch bringen wird, darüber
herrschte an der ITB eine Mischung von Verunsicherung und grosser
Hoffnung.