Seit Wochen, ja Monaten wird in den Medien über die Neuausrichtung der Lufthansa berichtet, stückchenweise gefüttert von offiziellen Meldungen und angereichert mit Spekulationen. Was nun der Aufsichtsrat absegnete, entspricht etwa den Fakten, die bereits weitgehend bekannt waren: Eurowings wird das neue Dach für die Airlines Eurowings und Germanwings (sowie weitere mögliche Flugbetriebe), die mit kostengünstigen Kurz- und Langstreckenangeboten der Low-Cost-Konkurrenz Paroli bieten sollen.
Eurowings steigt demnach auch in das Interkont-Geschäft ein, und zwar mit vorerst drei Maschinen, später voraussichtlich sieben Maschinen des Typs A330-200. Das ist im Verhältnis zu den über hundert Langstreckenmaschinen der Lufthansa keine eigentliche Revolution. Und im Europa–Verkehr wird die Flotte von Eurowings auf Maschinen des Typs A320 umgerüstet, was zwar im Vergleich zu den bisherigen CRJ100 eine Kapazitätserweiterung bedeutet, die Zahl der Fluggeräte wird aber nicht erhöht. Und: Germanwings soll als Marke erhalten bleiben, was doch etwas überrascht.
Der Germanwings-Entscheid dürfte nicht zuletzt arbeitsrechtliche Gründe haben: Die Piloten der Germanwings sind im sog. Konzernvertrag (KTV) der Lufthansa eingebunden, somit analog der Piloten der LH-Mainline bezahlt, aber mit höherer Produktivität (sie arbeiten etwas länger). Eurowings hat mit ihren Piloten einen eigenen Tarifvertrag, der zwischen der Eurowings GmbH und der Vereinigung Cockpit abgeschlossen wurde. Die Personalkosten liegen bei Germanwings rund 20% unter denjenigen von Lufthansa, bei Eurowings nochmals 20% unter denjenigen von Germanwings.
Knatsch mit den Piloten (sprich Streiks) kennt die Lufthansa bereits zur Genüge. Dass die Piloten auf ihrem hohen Ross um ihre Privilegien kämpfen, ist ihr gutes Recht. Doch wenn dies gewaltige gesamtwirtschaftliche Schäden und nur halbherzige strategische Unternehmensentscheide zur Folge hat, läuft etwas falsch.
Beat Eichenberger