An und für sich wäre der Verkauf der Ferienmessen Bern, Basel, Zürich
und Genf durch die Wigra Gruppe an die BEA Bern Expo AG noch keine
riesige Schlagzeile wert. Solche Vorgänge kommen in der Wirtschaft
tagtäglich vor. Doch der Deal regt dazu an, sich Gedanken über die
Entwicklung und die Zukunft der Publikums-Ferienmessen zu machen.
Jahrelang ritten diese auf einer Erfolgswelle. Sie deckten ein
Bedürfnis ab, das mit Emotionen, Träumen und den schönsten Tagen des
Jahres zu tun hatte. Vor allem die Vielfalt an Ausstellern sowie die
Informationen aus erster Hand vermittelten dem Besucher einen
umfassenden Überblick über das touristische Angebot.
Internet, Zusammenschlüsse und Übernahmen im Veranstalter-Geschäft und
die zunehmende Abkehr ganzer Regionen und Länder vom Schweizer Markt
setzen den Ferienmessen nun aber vermehrt zu. Sie laufen Gefahr, durch
Verlust an Vielfalt ihre Attraktivität einzubüssen.
Ferienmessen mit anverwandten Themenbereichen zu ergänzen ist nicht neu
und kann kurzfristig erfolgreich sein. Doch die neu gewonnene Vielfalt
trügt. Den Kreis der möglichen Aussteller zu weit über den Tourismus
hinaus zu erweitern, verwässert den eigentlichen Zweck der Messe. Die
echten, wirklich an Reisen und den entsprechenden Kontakten
interessierten Besucher werden den Ferienmessen immer mehr fernbleiben.
Übrig bleiben jene, die sich ohne jeglichen thematischen Bezug bei
jeder Messe als Jäger nach Give-Aways, Weindegustationen und
Wettbewerben hervortun und bei der nächsten Papiersammlung kiloweise
ungelesene Kataloge an die Strasse stellen. Eine Messe ohne das
anvisierte Zielpublikum wird früher oder später nicht überleben.
Die Konzentration auf ein klares, eindeutiges Profil könnte ein
positives Signal an potentielle Aussteller aussenden. Qualität vor
Quantität, und damit verbunden ein effizienteres Ausschöpfen der
Kundenbedürfnisse in Form von Anfragen und Buchungen, würde den
Stellenwert der Ferienmessen mit Sicherheit stärken.
Die Frage ist, ob es die Masse braucht, um einen gewissen Anteil an
wirklich interessierten Besuchern zu generieren, oder ob die Zukunft
kleineren, klar und einzig auf das Thema Reisen fokussierten,
qualitativ hochstehenden «Boutique-Messen» mit entsprechendem
Besucheraufkommen eventuell sogar auf Einladung
gehört.