Mikro-TO ärgern sich über Veranstaltertools (Ausgabe 2014-11)

Aber auch die TOs sind nicht happy über die Partner, die gleichzeitig Konkurrenten sind. Ein Augenschein.

Ein Topmanager, der nicht genannt werden will, bezeichnete gegenüber TI kürzlich die Mikro-TOs als «die grössten Konkurrenten der Veranstalter». Gleichzeitig häufen sich die Inputs auf der TI-Redaktion, wonach viele unabhängige Retailer mit den Buchungstools der hiesigen Grossveranstalter alles andere als zufrieden sind. Wo drückt der Schuh?

Heinz Schachtler (Travellino, Solothurn) bringt es auf den Punkt: «Klassische TOs haben das Pauschalpäckli noch nicht ganz ablegen können. Der Konsument wünscht heute flexible, persönliche Angebote und Leistungen. Es geht nicht, dass eine Hotelzimmerkategorie zuerst via lokale Agentur beim Hotel angefragt werden muss und die Anfrage 72 Stunden dauert, während im Internet und auf Hotelportalen genau diese Kategorie frei verfügbar ist.»

Am Pranger ist vor allem CETS, wo offenbar viele Angebote nicht buchbar sind, obwohl sie noch in der Auswahl erscheinen. Schachtlers Rat: «Schweizer TOs sollten kräftig in ein anderes System investieren, das kundenfreundlicher ist.» 

Aber auch TO-eigene Portale wie Travelcube (Kuoni), FTD (TUI Suisse) oder Dyna TO bzw. Hotelshop (Hotelplan) bekommen ihr Fett weg. Diesen werden trotz sinkender Charterrisikoplätze einige USP attestiert, aber oftmals werden das Preisniveau oder die Verfügbarkeiten kritisiert. Dazu würden die Grossveranstalter so sehr steuern, dass man sich auf ein bis zwei TOs konzentrieren müsse, was nicht im Sinne der Vielfalt sei.

Diesen Vorwurf belegt Hans-Peter Brasser (Transhotel) mit Zahlen: «Bei uns kommen Buchungen zu rund 70% von unabhängigen Reisebüros herein und zu 30% von Filialbetrieben. Tendenziell nehmen Buchungen durch Unabhängige zu, weil die Gross-TO ihre Filialen zum Buchen in den eigenen Bettenbanken zwingen. Ferner können sie mit dem Hebel der Kommissionierung auch Unabhängige zur Buchung auf ihren Bettenbanken überzeugen. Das spüren wir natürlich.»

Ein Argument, welches die TOs schmerzen dürfte: Die Angebote deutscher TOs seien in Bezug auf das Buchungsprozedere qualitativ besser. Und: «Das grosse Know-how der Schweizer Spezialisten verschwindet schleichend», findet etwa Reto Kuratli (Bernhard Reisen, Goldach).

Die veranstalter verweisen derweil auf Sicherheitsaspekte, auf die Qualität ihrer Daten sowie auf die eigene Prüfung diverser Angebote.

JCR