MSC-Aktion: «Wie ein Tsunami!» (Ausgabe 2010-34)

Die 1-Franken-Aktion sorgte bei Veranstaltern und MSC für heisse Köpfe und Frust.
Eigentlich wollte Paul Egli, MSC-Chef Schweiz, nur den neuen Kreuzfahrten-Katalog  2011 ins Gespräch bringen. Er informierte seine Vertriebspartner im Juli über eine Aktion, bei der im Buchungszeitraum vom 16. bis 31.8. die  2. Person auf sämtlichen Abfahrten im nächsten Sommer nur einen Franken bezahlt. «Gleichzeitig wies ich darauf hin, dass die Verfügbarkeit limitiert ist», unterstreicht Egli. Doch da war die Eigendynamik dieses Schnäppchenrenners schon nicht mehr zu bremsen. 

Einzelne Veranstalter und Reisebüros erkannten nämlich das Potenzial des Angebots und begannen die Aktion aktiv zu bewerben. «Obwohl wir diese Aktivitäten nicht unterstützten, wollten plötzlich alle auf den Zug aufspringen», sagt Egli. Prompt liess der Grosserfolg nicht auf sich warten: Aufgrund der enormen Zahl von Anfragen und Vorreservationen baten die Veranstalter darum, am 16.8. bereits ab Mitternacht einbuchen zu können. Dies wurde vorerst zugesagt, wenige Tage vorher aber wieder gestoppt: «Aus technischen Gründen», wie Egli erklärt.

Das sorgte bei einzelnen Veranstaltern für Unmut: «Wir hatten bereits personelle Massnahmen getroffen, um in einer Nachtschicht die Einbuchungen vorzunehmen», sagt etwa Cornelia Gemperle von Kuoni. Und Stephan Frei von Mittelthurgau führt ins Feld: «Wir können die Buchungen nicht auf verschiedene Filialen aufteilen und so fristgerecht abbauen.» Als dann am 16.8. morgens um 8 Uhr die Aktion buchbar war, ging gleichzeitig noch der Sturm von Kundenanrufen los, der wie ein Tsunami über die Veranstalter und MSC hereinbrach und Telefonleitungen lahmlegte. «So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt», sagt Hans Hunziker von Cruisetour. 

Es erstaunt deshalb nicht, dass bereits gegen Mittag erste Aktionskontingente ausverkauft waren. Und am Dienstag, 17.8., abends, gerade mal zwei Tage nach der Lancierung, war die gesamte Aktion bereits vorüber. Dies sorgte gleich nochmals für heisse Köpfe, konnten doch die Veranstalter längst nicht alle Kundenwünsche platzieren. «Die Nachfrage war gigantisch und hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Doch wir haben immer gewarnt, dass die Aktion limitiert ist und wir auch ein Yield Management betreiben müssen. Letztlich konnten aber mehrere Tausend Passagiere zum Aktionspreis buchen – die Zahlen habe ich dem Ombudsman vorgelegt», tritt Paul Egli vehement dem Lockvogel-Vorwurf entgegen.

Trotzdem bleibt da und dort ein schaler Nachgeschmack: «Man hätte den Kunden klar kommunizieren müssen, wie viele Betten oder Kabinen zur Verfügung stehen», sagt Hans Hunziker, der nun rund 40% der Kundenanfragen abschlägig beantworten muss. Auch bei Mittelthurgau konnte man längst nicht jede Reservation einbuchen, während Rebekka Witschi von Hotelplan sagt: «Wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen.» Man kann davon ausgehen, dass letztlich jeder dieser grossen Vertriebspartner eine vierstellige Zahl von Aktions-Pax einbuchen konnte.

Beat Eichenberger