Trotz der Unruhen in Ägypten brechen nur wenige Schweizer ihre Ferien ab. Die drei grossen Schweizer Tour Operators Hotelplan Suisse, Kuoni und TUI Suisse hatten am Wochenende, als sich die Ereignisse in Kairo überstürzten, rund 1500 Gäste an den ägyptischen Feriendestinationen nicht einmal ein Dutzend davon wünschte eine frühzeitige Heimkehr.
Während die Touristen vor Ort ihre Ferien fortsetzen, fliegen nur noch vereinzelt neue Kunden nach Ägypten. Bis und mit Abreisedatum 15. Februar 2011 bieten die Veranstalter kostenlose Umbuchungen und Stornierungen an, und davon machen die Kunden rege Gebrauch. Die Veranstalter liefern hierzu zwar noch keine Zahlen; Roberto Luna, Managing Director Tour Operating bei TUI Suisse, schätzt aber, dass etwa vier von fünf Kunden ihre Reise nicht antreten. Was die Zeit nach dem 15. Februar angeht, so würden viele Kunden mit ihrer Entscheidung noch abwarten, so Luna.
beim Ägypten-Spezialisten Express Travel International, der viele Repeater und Ägypten-Kenner in seiner Kundendatenbank hat, reisen 25 Prozent der gebuchten Kunden. Dass das EDA nun von Reisen nach ganz Ägypten abrät und damit auch die ruhigen Touristenorte am Roten Meer einschliesst, findet Geschäftsführer Michael Grütter «sehr bedauerlich». Überraschenderweise würden aber sogar jetzt noch täglich neue Buchungen eingehen.
Wann das Geschäft wieder anziehen könnte, darüber sind sich die Spezi-alisten nicht einig. Während Grütter davon ausgeht, dass sich die Lage in den nächsten zwei bis drei Wochen stabilisiert und sich der Markt dann erholt, befürchtet Reto Amin, Geschäftsführer von Amin Travel, dass das Frühlingsgeschäft ins Wasser fällt. Er will nun auf seine anderen Destinationen fokussieren, allen voran die Azoren, oder bucht alternative Destinationen bei anderen Tour Operators.
Auch die grossen Tos schauen sich nach Ersatzdestinationen um. «Wir werden zusätzliche Flüge nach Gran Canaria und Teneriffa anbieten», sagt Karin Markwalder, Market Manager Package Shorthaul bei Kuoni. Die Flüge werden von Edelweiss Air durchgeführt. «Noch können wir unseren Ägypten-Flugplan aufrechterhalten, aber das wird kaum während des ganzen Frühlings möglich sein», sagt Edelweiss-CCO Peter Spring. Man habe sich deshalb für die valabelste Alternative entschieden. TUI Suisse habe ebenfalls bereits Kontingente für die neuen Kanaren-Flüge gebucht.
Generell gestaltet sich die Suche nach einer vergleichbaren Destination aber schwierig, wie Walter Brüllhardt, Leiter Tour Operating Beach Holiday/Shorthaul bei Hotelplan Suisse, betont: «Kapazitäten in den Sommerdestinationen sind zwar noch vorhanden, aber gerade im Bereich Tauchen und Schnorcheln gibt es in der gleichen Preisklasse nichts Vergleichbares.»