Neue Flieger auf der Langstrecke, neue Tarife im Europa-Geschäft (Ausgabe 2013-32)

British Airways kämpft an allen Fronten – mit Erfolg.

Es geht was in der Flotte von British Airways. Vor gut einem Monat hat die Fluggesellschaft innert weniger Tage gleich zwei neue Flugzeugtypen erhalten: Zuerst nahm sie ihre erste Boeing 787 Dreamliner in Empfang, dann das erste Exemplar des Airbus A380. Insgesamt 24 Dreamliner und zwölf A380 stehen auf der Bestellliste.

Die ersten Routen der neuen Maschinen sind bekannt: Der A380 kommt ab dem 24. September auf der Strecke Heathrow–Los Angeles zum Einsatz, ab 22. Oktober auch auf Heathrow–Hongkong. Der Dreamliner wird ab dem 1. September von der britischen Hauptstadt nach Toronto fliegen und ab dem 1. Oktober nach New York Newark. 

Während die Airline auf der Langstrecke ihr Heil in neuen Maschinen sucht, greift sie im hart umkämpften Europa-Geschäft auf anderen Ebenen an. Seit Frühling bietet sie auf allen 32 Strecken ab London Gatwick – darunter auch nach Genf – einen Handgepäck-Tarif an, also eine Preisklasse für Passagiere ohne Check-in-Gepäck. 

Damit folgt British Airways dem Vorbild anderer Airlines wie KLM, allerdings auf etwas elegantere Weise: Bei KLM muss man fürs Gepäck draufzahlen, während BA einen günstigeren Tarif kreierte und gleichzeitig versprach, die normalen Preise nicht anzuheben. 

Nicht nur punkto Gepäck nimmt British Airways den Kampf gegen die Low Cost Carriers auf. In Basel und Genf steigert sie die Frequenzen. Ab dem 27. Oktober gibt es fünf zusätzliche wöchentliche Flüge von Basel nach Heathrow, ab Genf sogar deren sieben.

Als Angriff auf Easyjet will British Airways diese Massnahme aber nicht verstanden wissen: «Wir überprüfen unser Streckennetz und Angebot regelmässig und reagieren entsprechend der Nachfrage. Das Streckennetz basiert nicht nur auf Point-to-Point, sondern auch als Zubringerdienst zur Langstrecke.» Insgesamt wird British Airways dann 150-mal (!) pro Woche aus der Schweiz nach London fliegen – fast gleich oft wie Swiss (heute 151-mal) und fast doppelt so oft wie Easyjet (heute 83-mal).

Die genannten Airlines sind nicht die einzigen, die BA das Leben schwer machen. Virgin Atlantic beispielsweise betätigt sich neuerdings auch im Kurzstreckenbereich und versucht dort, BA zu ärgern. Im Rahmen der Übernahme von BMI durch British Airways sind diverse Slots in Heathrow frei geworden, die sich Virgin gesichert hat – um damit an ihrem Kurzstreckennetz zu bauen.

Heute bietet Virgin, eigentlich eine Langstreckenairline, ab Heathrow bereits Flüge nach Aberdeen, Edinburgh und Manchester an, wenn auch die Frequenzen noch deutlich tiefer sind als bei British Airways. Von einer Verbindung nach Moskau war ebenfalls einmal die Rede.

Dem harten Umfeld zum Trotz hält sich British Airways finanziell ausgezeichnet. Das soeben erschienene Halbjahresergebnis des Mutterkonzerns IAG weist zwar einen gewaltigen Verlust von EUR 503 Mio. aus. Mehr als die Hälfte davon waren aber Sonderbelastungen, von denen die meisten mit der Restrukturierung von Iberia zusammenhängen, der anderen grossen IAG-Airline. 

Der operative Verlust beträgt hingegen nur noch EUR 33 Mio., und auch hier dürfte sich British Airways deutlich besser gehalten haben als ihre spanische Schwester. Beim Jahresergebnis 2012 war es genauso: Iberia flog einen Verlust von EUR 351 Mio. ein, BA bügelte dies mit einem Gewinn von EUR 347 Mio. wieder aus.

Stefan Jäggi