Neue Regionalflugkraft in Entstehung? (Ausgabe 2013-33)

Skywork nimmt Gespräche mit Intersky auf

Letzte Woche machte eine spannende Meldung die Runde in den Medien: Die Berner Skywork Airlines und die in Bregenz beheimatete Intersky haben Gespräche aufgenommen. Roger Hohl, Leiter Verkauf & Marketing von Intersky, hat dies auch gegenüber TRAVEL INSIDE bestätigt. Mehr als diese Tatsache lässt sich den beiden Parteien verständlicherweise nicht entlocken.

Da stellt sich die Frage, was das Ziel der Diskussionen sein könnte. Es ist anzunehmen, dass Skywork die Gespräche initiiert hat, so jedenfalls liest es sich aus den spärlichen Aussagen der Gesprächsführer Tomislav Lang (CEO Skywork) und Hans-Rudolf Wöhrl (Inhaber Intro Group, welche die Mehrheit an Intersky hält). Wöhrl würde allenfalls mit sich über einen partiellen oder vollständigen Verkauf der Intersky diskutieren lassen, andererseits sei ein Einstieg bei Skywork kein Thema.

Was treibt Skywork um? Die Berner Regionalfluggesellschaft durchlebt nach ihrem fulminanten Wachstum der letzten zwei Jahre eine schwierige Zeit. Das Effizienzsteigerungsprogramm «Skyfit 2013plus» wurde im Frühjahr lanciert, Arbeitsplätze werden sukzessive abgebaut. Auf der Ertragsseite werden neue Einkommensmodelle geschaffen. Neuster Streich: Das Bezahlen für aufgegebenes Gepäck. Damit will Skywork «individueller auf Kundenbedürfnisse eingehen», faktisch verteuern sich einfach die Flüge ab Bern. Man könnte aber auch sagen, dass sich Skywork den Branchenstandards anpasst, wofür auch der Eintritt in den BSP im Juli spricht. Das eröffnet neue Möglichkeiten der Kooperation mit anderen Fluggesellschaften.

Skywork hat vor zwei Monaten das erste Interlining–Agreement mit KLM lanciert, weitere sollten laut Lang folgen. Die beiden Airlines bedienen tatsächlich in mehreren Fällen dieselben Zielflughäfen (z.B. Berlin, Hamburg, Neapel oder Elba), wenngleich ab unterschiedlichen Flughäfen. Da wäre eine Zusammenlegung schon ein paar Gedanken wert: Intersky bedient Ziele ab sechs Flughäfen, wovon drei in der Schweiz (GVA, ZRH, ACH) und zwei in Grenznähe sind, derweil Skywork ab BRN fliegt.

Eine Übernahme von Intersky indes scheint wenig wahrscheinlich. Woher soll das Geld kommen? Der frühere Grossinvestor Daniel Borer ist nur noch als einfacher Ak-tionär dabei. Der Gedanke liegt nahe, dass sich Skywork den Grossinvestor Wöhrl als neuen «Business Angel» krallen möchte. Da muss dann aber ein richtig wegweisendes Konzept aus den Gesprächen hervorgehen. Wer weiss? Vielleicht finden sich die beiden tatsächlich und schaffen eine neue Regionalflugkraft in Zentraleuropa.

Jean-Claude Raemy