Neue Tarife: «Swiss lässt die Branche im Dunkeln» (Ausgabe 2015-14)

Die Einführung der Light-, Classic- und Flextarife wird nicht reibungslos ablaufen, vermuten die Betroffenen aus den Flugbroker-Abteilungen.

Markus Binkert hat es geahnt: Vor zwei Wochen sagte er im Interview mit TI, dass ein Home Carrier oft zur Zielscheibe der Reisebüros und Veranstalter werde und dass dies wohl auch bei den neuen Europa-Tarifen der Fall sein werde, wo Systeme angepasst werden müssen. Hört man sich in den Flugbroker-Abteilungen der Veranstalter um, würden diese ihre Systeme zwar gerne anpassen – doch die Informationen dazu fehlen offenbar noch. «Es wäre zu hoffen, dass die Airlines das mit uns zusammen erarbeiten. Aber die Erfahrung zeigt, dass wir meist vor vollendete Tatsachen gestellt werden, mit einer knappen Timeline», befürchtet Marc Zinniker, Head of Flight Procurement bei Kuoni. Er hofft, dass die GDS von den Airlines schon früher ins Boot geholt werden, um eine adäquate Lösung zu erarbeiten. Für ihn ist klar: «Wenn einige Airlines eine solche Tarifstruktur haben und andere die bisherige, bleibt die Transparenz auf der Strecke.»

Auch im Ticketxpress von Hotelplan Suisse fürchtet man, sich nicht auf die Tarife vorbereiten zu können. «Wir bemühen uns auf allen Kanälen um Informationen, aber die Swiss lässt die Branche im Dunkeln», sagt Marcel Herter, Director Broker Services & Purchasing, «es gibt noch keinen Einführungstermin, keine Beschreibung der Prozesse.» 

Die Anpassungen an die Veranstalter- und Vertriebssysteme könne man nicht über Nacht erledigen. Es würden ähnliche Nachteile für die Branche drohen wie bei der Advanced Seat Reservation, die auch erst nach Monaten überall umgesetzt werden konnte.

Konkrete Informationen zum Einführungsdatum haben auch die GDS noch nicht. Immerhin verfügen sie bereits über die technischen Werkzeuge. «Wir werden die neuen Tarife in der Merchandising Platform bei den ‹Branded Fares› abbilden können», erklärt Dieter Rumpel von Travelport. In einer Matrix können die verschiedenen Leistungen dann angezeigt werden – allerdings noch nicht im Airline-übergreifenden Vergleich.

Bei Amadeus kommen die «Amadeus Fare Families» zum Einsatz. Verwirrung gibt es bei den alten Buchungsklassen: Während Swiss angekündigt hat, dass die neuen Tarife die bisherigen Buchungsklassen ersetzen, geht Amadeus davon aus, dass es diese weiter geben wird und jede einem neuen Tarif zugeteilt wird.

SJ