Neujahrsfeier statt Strassenproteste (Ausgabe 2009-16)

Urs Hirt, Stv. Chefredaktor TRAVEL INSIDE, Phuket

Die Bilder aus Thailand, die über die Ostertage um die Welt gingen,
erinnern an die Situation im letzten November/Dezember. Abertausende
von Protestierenden, nach dem Regierungswechsel dieses Mal die neue
Opposition in roten Shirts, legen Teile Bangkoks lahm und leisten sich
grobe Auseinandersetzungen mit Ordnungskräften und den «gelben»
Regierungsanhängern. Ausländische Regierungen empfehlen ihren
Staatsbürgern, von Reisen nach Bangkok abzusehen, einige fordern gar
die sofortige Rückkehr ihrer Landsleute aus Thailand.

Was man nur hier vor Ort sieht: Während sich die Proteste auf das
Regierungsviertel, die Zufahrt zum Domestic-Flughafen Don Muang und den
Siam Square beschränkten, besichtigten die Touristen uneingeschränkt
die Sehenswürdigkeiten der Stadt und vergnügten sich im Bangkoker
Nachtleben. Einzig das Siam-Paragon-Einkaufszentrum musste kurzfristig
geschlossen werden und die Zufahrt zu ein paar Hotels am Siam Square
waren blockiert. Am Sonntag rief die Regierung für den Grossraum
Bangkok den Ausnahmezustand aus. Dies gab Armee und Polizei mehr
Möglichkeiten, die Proteste innert kürzester Zeit aufzulösen. Die
letzten «Rothemden» machten sich am Dienstag auf den Heimweg, Bangkok
hat am Dienstagabend zur Normalität zurückgefunden.

Keine Auswirkungen spürte man dieser Tage im Rest des Landes. Hier in
Phuket, aber auch im Norden oder auf Ko Samui und in anderen
touristischen Zentren nahm und nimmt das Leben seinen normalen Gang.
Die Ostertage und das thailändische Neujahr Songkran, von ausgelassenen
«Wasserschlachten» begleitet, wurden von Touristen und Einheimischen im
ganzen Land gefeiert. Die Flughäfen und die übrige touristische
Infrastruktur funktionieren – kein Tourist war zu irgendeiner Zeit
gefährdet, ob in Bangkok oder anderswo im Land.

Trotzdem hat der Tourismus einen weiteren, unnötigen Dämpfer erlitten.
Die erneuten Proteste und die Bilder davon werden sich auf die
Nachfrage aus aller Welt auswirken. Darauf hätte das touristische
Thailand in diesen unsicheren Wirtschaftszeiten und nach den Einbussen
als Folge der November-Vorkommnisse gerne verzichtet. Doch man hat hier
gelernt, mit Krisen und aussergewöhnlichen Situationen zu leben. So
überrascht es nicht, dass die Leistungsträger und Hoteliers hier vor
Ort – mit dem Hinweis auf die nun beginnende Nebensaison –
vordergründig relativ gelassen bleiben.º