Noch mehr Mehraufwand droht (Ausgabe 2011-13)

Jean-Claude Raemy über neue Gepäckbestimmungen

Ab morgen gilt für Airlines die totale Freiheit im Gepäckbereich. Einige haben bereits Neuerungen kommuniziert, andere werden erst aus der neuen ATPCO-Datenbank ersichtlich. Die Vorteile für die Airlines liegen auf der Hand: Die 

liberalisierte Gepäckregelung bietet neue Verdienstmöglichkeiten durch teurere Regelungen oder die Chance, sich mit attraktiven Gepäckbestimmungen besser zu profilieren. Die korrekte Handhabung der Gepäckregelungen in allen Vertriebskanälen garantiert diese Einkünfte. Und wenn nicht richtig gehandhabt wird, werden ADM ausgeteilt.

Für die Reisebüros gehört laut IATA-Website zu den Vorteilen, dass «korrekte Gepäckregeln für Interline-Tickets angewendet werden». Dass es offenbar nicht immer ersichtlich ist, welche Regeln bei einem Interline-Ticket gelten, wird ebenso wenig erwähnt wie der Umstand, dass wieder Mehraufwand entsteht: Schliesslich erwarten die Airlines, dass am Point of Sale dem Flugkunden erklärt wird, was nun gilt. 

Letzteres wird dank der Datenbank grösstenteils automatisiert, also vereinfacht. Nur: Die Datenbank hat Lücken, weil die Carrier nicht zur Lieferung der Daten verpflichtet sind. Lustig wird es, wenn das System bei fehlenden Angaben eine Message ausspuckt, wonach sich der Agent beim Carrier erkundigen bzw. die Regelung aus der IATA-Resolution 302 ableiten muss. Ersteres ist oft umständlich, Letzteres ist sinnlos, denn wäre es keine Ausnahme, würde das System ja die Hierarchie automatisch vorgeben.

Es sieht aus, als ob die Resolution 302 an die Logik der YQ/YR-Taxen anknüpft; die je nach Gepäckbestimmung entfallenden Kosten werden auch so abgerechnet. Es ist im Prinzip sogar denkbar, dass Airlines «tagesaktuelle» Gepäckbestimmungen zuweisen, also variable Bestimmungen haben.

Für die Reisebüros gilt: Vergiss die alten Faustregeln (20kg Eco, 30kg Business) und schau jetzt immer sofort ins System, was gilt und wie die Regeln für Handgepäck, Kinderwagen, Sport-ausrüstung etc. aussehen. Die Passagiere wissen wohl noch gar nichts über die grosse Deregulierung. Da ist Information gefragt – nicht nur, wenn die Flugreise mit unterschiedlichen Airlines unternommen wird. Diese erhalten sie über die Websites der Airlines oder aber im Reisebüro. Für den Informationsdienst wird der Point of Sale einmal mehr nicht entschädigt. Wann ist das Fass wohl voll?