Online-Buchungen beschäftigen Ombudsman (Ausgabe 2015-17)

Fehlende Sorgfalt, mehr Fälle

Nach einem Rückgang der Fälle um 7% im Jahre 2013 war der Ombudsman der Schweizer Reisebranche, Franco Muff, im letzten Jahr wieder mit einer Steigerung um 4% auf insgesamt 1642 Fälle konfrontiert. Das kann einerseits mit der zunehmenden Reiselust und der Reisedauer erklärt werden. Statt ein oder zwei Mal pro Jahr für eine längere Zeit, verreisen Schweizer immer öfter nebst den Hauptferien mehrmals für ein paar Tage oder ein verlängertes Wochenende ins Ausland. Mehr Reise-intensität erhöht naturgemäss auch die Zahl von Vorkommnissen, mit denen sich Reisende oder Veranstalter zwecks Information und Vermittlung an den Ombudsman wenden.

Andererseits sind es vor allem die markant zunehmenden Online-Buchungen, die dem Ombudsman mehr Fälle bescheren. Speziell bei Reservationen auf unbekannten Websites im Ausland – meist auch ohne Kundengeldabsicherung – fehlt den Reisenden bei Problemen oft eine entsprechende Anlaufstelle. Zudem lassen es die Kunden bei Online-Buchungen häufig an der nötigen Sorgfalt fehlen. Ungültige Ausweispapiere oder Fehleingaben bei der -Buchung sind hier an der Tagesordnung. Die stetig zunehmende Kurzfristigkeit sowie das Bereisen von exotischen, unbekannten Zielen ohne jegliche Vorbereitung erhöhen das Risiko von Vorfällen zusätzlich. Solche Fälle dürften tendenziell noch zunehmen.

Gerade bei Buchungen auf ausländischen Websites, auch wenn sie die Endung .ch tragen, sind dem Ombudsman Grenzen gesetzt. In einem früheren Gespräch mit TRAVEL INSIDE erklärte er bereits die Problematik, dass er in solchen Fällen keine Zuständigkeit habe. Die Ombudsstelle könne nur darüber aufklären, wo sich dieser Anbieter genau befinde. Zusätzlich könne sie über die Gefahren orientieren und darauf hinweisen, dass sich eine manchmal marginale Ersparnis nicht lohne, wenn es doch in der Schweiz durchaus auch gute Angebote gäbe. 

Diese Beispiele zeigen einmal mehr den Mehrwert auf, den ein Reisebüro bieten kann. Mit dem Know-how, das diese auszeichnet und von Online-Angeboten abhebt, und dem direkten Kontakt – auch in Notlagen – könnten viele Fälle vermieden werden, die heute auf dem Tisch des Ombudsman landen. Gleichzeitig muss an eine gewisse Eigenverantwortung der Reisenden appelliert werden. Wer sich gedankenlos und ohne etwas Sorgfalt walten zu lassen, nur von Schnäppchenpreisen leiten lässt, muss sich nicht wundern, wenn er sich bei Problemen nicht auf eine umfassende Hilfestellung verlassen kann. 

Urs Hirt