Mitte März erhielten IATA-Agenturen europaweit und in der Schweiz ein Schreiben der IATA. Der Inhalt: Eine Bitte um Erlaubnis, als Flugverkaufsstelle in den IATA-Produkten Paxis (Passenger Intelligence Services) und DDS (Direct Data Service) erkennbar zu bleiben. Oder mit anderen Worten: Freiwillig Airlines Zugang zu eigenen Verkaufsdaten zu bieten, aus denen sich ableiten lässt, welche Verkaufsstelle (der IATA-Code ist ersichtlich) wie viele Tickets welcher Airline an welche Destination verkauft hat.
Um Erlaubnis dafür wurde gebeten, weil die EU-Kommission im November 2011 informierte, dass IATA den «CRS Code of Conduct» breche und deshalb alle Angaben zu europäischen Reisebüros spätestens bis 1. August 2012 aus dem Paxis entfernt werden müssten.
Zur Erinnerung: Dasselbe passierte mit den MIDT (Marketing Information Data Transfer), welche weitgehend dieselben Informationen zur Verfügung stellen, wobei da der Datenanbieter die GDS sind. Die GDS mussten schon ab März 2009 die Erlaubnis der Agenten für die Weitergabe in den MIDT einholen. Nun also auch die IATA. Für sie geht es offiziell darum, ein Konkurrenzprodukt zu den MIDT zu bieten, damit solche Produkte nicht von den GDS monopolistisch angeboten werden können.
Wer sich bis 1. Mai nicht schriftlich abgemeldet hat («Opt-out»), bleibt weiterhin im System erkennbar. Der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) hatte im vergangenen März die Sachlage erklärt, allerdings keine Empfehlung abgegeben. Die Frage ist also: Wie viele Schweizer Reisebüros haben darauf verzichtet, weiterhin im Paxis identifiziert zu werden?
Chris Goater (IATA Corporate Communications Manager ) erklärt: «In der Kommunikation mit den Agenten sind diverse Angelegenheiten aufgetaucht, welche wir näher klären wollen. IATA ist deshalb im Gespräch mit Reisebüros und insbesondere mit multinationalen TMCs. Noch ist die Übung nicht abgeschlossen, wir werden aber die Zahl bekannt geben, wie dies vom CRS Code of Conduct verlangt wird. Die GDS haben bisher nie Statistiken dazu pub-liziert, wie viele Agenten die Kennungsfreigabe in den MIDT verweigern.»
Damit hat Goater recht: In der Schweiz gab lediglich Galileo bekannt, dass 100% der Agenten zugestimmt hätten was jedoch stets bezweifelt wurde. Cornel Küng, Geschäftsführer Amadeus Schweiz, erklärt aber, dass «der Markt Schweiz in den MIDT weiterhin gut abgebildet ist».
Goater führt aus, dass es bei den Schweizer Agenten zwei falsche Annahmen gebe: «Die Teilnahme am BSP steht in keinem Zusammenhang mit der Akzeptanz oder Verwerfung unserer Paxis-Anfrage. Überdies geben unsere Produkte auch bei Buchungen von Agenten, welche die Kennung freigeben, niemals die Passagierdetails, die Tarifdetails im Ticket sowie die Identität eines Geschäftskunden preis.»
Dass die Angelegenheit wichtig, aber noch nicht gegessen ist, unterstreicht ein letzte Woche kurzfristig anberaumtes Meeting zwischen IATA und SRV. SRV-Geschäftsführer Walter Kunz bestätigt: «Uns wurde dargelegt, dass die Offenlegung der Daten im Paxis und DDS auch Vorteile für ein Reisebüro haben kann. Das wollen wir noch näher anschauen. Uns ging es in erster Linie um die Zusicherung, dass Reisebüros, welche ihre Daten nicht freigeben, keine Benachteiligung von- seiten der IATA fürchten müssen.»
Jean-Claude Raemy