Nach neunmonatiger Suche hat der Kuoni-Konzern einen neuen CEO. Die Lösung könnte nicht unspektakulärer sein: Der interimistische CEO Peter Meier wurde zum permanenten Konzernchef erkoren. Da kann man sich natürlich die Frage stellen, ob man sich die neun Monate und den ganzen Aufwand nicht hätte sparen können.
So einfach ist es nicht, denn das gegenseitige Interesse war zu Beginn gering. Meier stellte damals rasch klar, dass er am permanenten Chefposten nicht interessiert sei. Und der Verwaltungsrat wollte sich nicht für eine interne Lösung entscheiden, bevor er nicht auch externe Optionen ausgiebig geprüft hatte. Stefan Leser, einer der internen Interessenten, kann ein Lied davon singen: Als im November immer noch kein Entscheid feststand, zog er sich entnervt aus dem Rennen zurück. Im Nachhinein stellt sich die Frage, ob er wohl zu früh aufgegeben hat.
Der Verwaltungsrat hat es also neun Monate lang nicht geschafft, seine eigenen Ansprüche bei der Kandidatensuche zu erfüllen dabei hätte der neue CEO bereits per Ende 2013 feststehen sollen. Auch Peter Meier macht kein Geheimnis daraus, dass der Plan des Verwaltungsrats nicht aufgegangen sei. Für das Scheitern der jeweiligen Verhandlungen gab es offenbar diverse Gründe: persönliche und familiäre Hindernisse, Kommunikationsschwierigkeiten, eigene Baustellen innerhalb des VR zum Beispiel der Rücktritt des Präsidenten Boysen sowie die 1:12- und die Masseneinwanderungs-Abstimmungen, die für eine «negativ geprägte Stimmung gegenüber der Schweiz» auf dem internationalen Manager-
Parkett gesorgt hätten. Wahrlich kein Meisterstück des Verwaltungsrats und auch für Kuoni kein gutes Zeichen, wenn sich partout kein Externer für den hochdotierten Job finden lassen will.
Das alles soll nicht bedeuten, dass es sich bei der Wahl von Meier um eine Verlegenheitslösung handelt, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. In den neun Monaten als Interims-CEO hat sich Meier nichts zu Schaden kommen lassen und konnte ein sehr solides Jahresergebnis präsentieren. Obwohl erst seit dreieinhalb Jahren bei Kuoni, präsentierte er sich in seiner neuen Rolle stets souverän und faktensicher. Ausserdem war er in zwei wichtigen Bereichen der Konzern-Transformation der Integration von GTA und dem Ausstieg aus diversen europäischen Märkten massgeblich beteiligt. Und nicht zuletzt ist es für Kuoni eine sehr bequeme Lösung: keine Antrittsfrist, keine Einarbeitungszeit, es geht nahtlos weiter.
Stefan Jäggi