Privatinitiative zielt in die richtige Richtung (Ausgabe 2013-39)

«Marketing Greece» und der Tourismus in Griechenland

Die nach wie vor schwierige wirtschaftliche Situa-tion, in der sich Griechenland befindet, rückt die -Bedeutung der wenigen verbleibenden Wachstumsbranchen noch stärker ins Rampenlicht. Dies gilt insbesondere für den Tourismus, der im letzten Jahr mehr als 16% zum gesamten Bruttoinlandprodukt beitrug und dabei 18,3% der Arbeitsplätze sicherte. Mehr als 688’000 Griechen waren 2012 in der Tourismusbranche beschäftigt. 

Kommt hinzu, dass in Griechenland die Tourismus–Industrie deutlich schneller wächst als andere Branchen: Für das laufende Jahr rechnet man mit einem Wachstum um rund 10%. Gross ist deshalb der (Zweck-)Optimismus bei Behörden wie in der Industrie, dass das Poten-zial noch längst nicht ausgeschöpft sei. Hochrechnungen von Experten gehen davon aus, dass bis ins Jahr 2019 weitere 360000 Jobs im Tourismus entstehen könnten – dies entspricht etwa der Anzahl der Arbeitslosen im Jahr 2009. 

Einverstanden: Die natürlichen und klimatischen -Gegebenheiten, die reiche Kulturgeschichte, die vielschichtige touristische Infrastruktur, ein gutes Preis–Leistungs-Verhältnis und nicht zuletzt die sprich-wörtliche Gastfreundschaft der Griechen sind ohne Zweifel starke Pfeiler, auf die sich solche Hoffnungen stützen dürfen. Dass im Zuge der Austeritätspolitik nun aber auch dem wirtschaftlichen Hoffnungsträger Tourismus neue Steuern aufgebrummt wurden, ist nur eine der vielen bitteren Pillen und Widersprüchlichkeiten, die man in Griechenland derzeit schlucken muss. 

Ein ebenso schmerzhafter (wie hoffentlich auch lehrreicher) Prozess ist zudem die Erkenntnis, dass der Staat längst nicht mehr alles zu richten weiss und auch nicht länger als Selbstbedienungsladen zweckentfremdet werden kann, wie das in der Vergangenheit (allzu) lange da und dort als gegeben angenommen und akzeptiert wurde. Wenn nun daraus mehr Eigeninitiative wächst, so
wie die neue privatwirtschaftliche Initiative «Marketing Greece» es im Tourismus aufzeigen könnte, dann werden tatsächlich neue Wege in die richtige Richtung beschritten. 

Natürlich: Was diese Initiative, die sich offenbar auch noch um Akzeptanz bei den einzelnen touristischen Leistungsträgern in Griechenland selbst bemühen muss, wirklich bewegen kann und will, ist vorerst noch offen. Es wäre aber unfair, «Marketing Greece» von vorneweg als Nebelpetarde abzustempeln und dem Schritt keine Bedeutung einzuräumen. 

Beat Eichenberger