Problem erkannt, Lösung nicht in Sicht (Ausgabe 2009-28)

Sara Marty zu den Buchungsständen der drei grössten Veranstalter

Von gepackten Koffern, auf denen Herr und Frau Schweizer sitzen, war
bei der ersten diesjährigen Umfrage von TRAVEL INSIDE zum
Sommer-Buchungsstand die Rede. Ob sie gar nie gepackt waren, oder ob
ihre Besitzer sie mit nach Balkonien oder auf den Campingplatz
geschleppt haben, spielt für die drei grossen Schweizer
Reiseveranstalter mittlerweile keine Rolle mehr: Sie verfrachten weder
Besitzer noch Gepäckstücke an die Strände des Mittelmeeres.

War es Zweckoptimismus oder war der Wunsch des Gedankens Vater? Von
Buchungsstau, noch im Frühling das Lieblingswort der Ferienanbieter,
kann jedenfalls keine Rede mehr sein; auf der Buchungsautobahn herrscht
schlicht zu wenig Verkehr, als dass es zu Stockungen kommen könnte.

Nach den Gründen für die Buchungsunlust oder gar -verweigerung gefragt,
zeigt sich ein weiteres Problem: Bei den TOs herrscht eine gewisse
Ratlosigkeit. Natürlich ist die aktuelle Wirtschaftslage schuld. Bloss
was genau ist es, was die Leute vom Buchen abhält: Der Blick aufs
Konto? Die Angst, die Stelle zu verlieren? Ausser bei Personen, die
ihre Stelle verloren haben, dürfte es weniger ein Nicht-Können als ein
Nicht-Wollen sein. Bloss, wie überzeugt ein Ferienanbieter einen
potenziellen Kunden, dass er auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
für das nicht notwendige Luxusgut Ferien Geld ausgeben soll?

Eine Patentlösung ist nicht in Sicht, also ist Schadensbegrenzung
angesagt. Die Sommerferien sind zwar gelaufen, auf die Herbstferien
kann immer noch gesetzt werden. Dementsprechend gross sind die
Hoffnungen, dass der Herbst den traditionellen Ferienmonaten Juli und
August dieses Jahr noch mehr den Rang abläuft. Darum werfen die
Veranstalter, jeder in anderem Stil, nochmals kräftig Sonderangebote
auf den Markt – soweit dies die Kapazitäten zulassen. Dabei müssen sie
aber aufpassen, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht. Gratis- wie
Sonntagszeitungen greifen das Thema der kurzfristigen und günstigen
Ferien jedenfalls begeistert auf. Vielleicht lässt sich tatsächlich der
eine oder andere Konsument von solchen Schnäppchen-Artikeln zu einer
Buchung animieren. Vielen Konsumenten wird aber vor allem in Erinnerung
bleiben, dass eine Woche auf einer Malediven-Insel für gut 1000 Franken
zu haben ist oder dass man zum Hotel auf Zypern auch schon mal den
Business-Class-Flug kostenlos dazubekommt.