Dass sich das Gewicht der Reisebüro-Buchungen immer mehr weg von einfachen Packages und hin zu individuellen und komplexeren Reisen verlagert, ist keine neue Entwicklung. Schon vor einigen Jahren hiess es, dass die schnellen, einfachen Buchungen immer seltener werden und dafür aufwändige Dossiers zunehmen. Das bedeutet mehr Arbeit, aber oftmals eben auch mehr Marge. So geben denn auch immer mehr stationäre Reisebüros an, nicht mehr im klassischen «Leisure-Sommerferien-Volumen-Bereich» tätig zu sein, sondern sie verstehen sich immer mehr als À-la-carte-Reisebüros für Individualreisen.
Das Dynamic Packaging der TOs scheint diese Entwicklung noch zu beschleunigen. Aufgrund der grösseren Flexibilität und besseren Darstellungsmöglichkeiten auf den Buchungs-Websites gehören die «Päckli» in Zukunft wohl wirklich hauptsächlich dem Internet. Auch wenn die Veranstalter stets betonen, wie wichtig die Agenten seien, verfolgen viele im Massengeschäft eine eher B2C-lastige Strategie.
Dazu kommt, dass das Dynamic Packa-ging der TOs die Reisebüros vor einige Probleme stellt. Alles wird schnelllebiger und kurzfristiger: Offerten können nur für kurze Zeit gehalten werden, provisorische Reservationen sind immer seltener erlaubt. Was im Netz funktioniert, sorgt in der persönlichen Beratung für Stress. Und offenbar sind auch Aufwand und Fehleranfälligkeit bei solchen Buchungen höher.
Quasi parallel dazu absolvieren Reisebüros ihr eigenes «dynamisches Paketieren» im kleinen Rahmen als Mikro-TO. Dessen Prinzip funktioniert praktisch gleich wie das Dynamic Touroperating bei den TOs einzelne Leistungen von verschiedenen Leistungsträgern werden zu einem individuellen Paket geschnürt. Die Retailer treten damit immer öfter in Konkurrenz zu den klassischen Volumen-Veranstaltern, sind aber zur selben Zeit auch deren Partner. Diese Gratwanderung werden sie auch in Zukunft meistern müssen.
Stefan Jäggi