q0RpZSB3YWhyZSBLb25rdXJyZW56IHNpbmQgaGV1dGUgRHViYWksIEFidSBEaGFiaSAmIENvLrs= (Ausgabe 2015-23)

Nach zehn Jahren wird die Swiss Luftfahrtstiftung plangemäss aufgelöst. Der Präsident zieht Bilanz.

Herr Leuenberger, eine grobe Bilanz nach zehn Jahren Lufthansa-Konzern und SLS: Hat die Swiss an Swissness gewonnen oder verloren?

Die Swiss fliegt ab Zürich und Genf in die ganze Welt. Sie bindet auch Lugano an. Auf ihrem Heck prangt das Schweizerkreuz, sie serviert Essen und Trinken aus verschiedenen Schweizer Regionen. Obwohl in den Lufthansa-Konzern eingebunden, ist sie eigenständig. Kurz, sie ist «unsere» Fluggesellschaft.

Wie stark war die Swissness der Swiss in den letzten zehn Jahren gefährdet, oder anders gefragt: Wie nötig war die Existenz der Swiss Luftfahrtstiftung überhaupt?

Das kann man nicht mathematisch ermitteln. Es gibt verschiedene Ursachen mit verschiedenen Wirkungen. Die Tatsache, dass die Stiftung überhaupt bestand, entfaltete allein schon eine Wirkung. Immerhin hätte sie, wenn es nötig gewesen wäre, öffentlich reagieren können. Die Stiftung hat zum Beispiel Mitglieder des Verwaltungsrates der Swiss und der Lufthansa empfohlen, und die haben ihre Arbeit gemacht. 

Mit welchen weiteren Aktionen und Empfehlungen hat die SLS während der letzten zehn Jahre konkret Einfluss genommen?

Der Einfluss bestand vor allem in den stetigen gemeinsamen Gesprächen in Zürich und in Frankfurt. Diese waren nie konfrontativ, sondern es wurden Gedanken aus Schweizer Sicht weitergegeben und sie wurden auch aufgenommen. Umgekehrt lernten auch wir die Schwierigkeiten im Business aus deutscher Sicht kennen.

Eine der Aufgaben der SLS ist die Sicherstellung von guten und direkten Flugverbindungen für die Schweiz. Mit dem Abgang der Swiss in Basel gingen einige Verbindungen verloren und wurden bisher nicht durch die Eurowings ersetzt. Hat die SLS dort ihren Job nicht gemacht?

Die Flüge der Swiss aus Basel haben sich überhaupt nicht bezahlt gemacht. Die Swiss geriet dort arg in die roten Zahlen. Bemerkenswert ist, dass die Streichung der Flüge in Basel nicht ansatzweise zu Protesten führte. 

Die SLS ist selten in der Öffentlichkeit aufgetreten. Geschah dies bewusst?

Der Gang an die Öffentlichkeit wäre vorgesehen gewesen, wenn die Eigenständigkeit der Swiss gefährdet gewesen wäre. Dann hätten wir an den Bundesrat, das Parlament und auch an die deutsche Öffentlichkeit gelangen können. Das war aber nicht nötig. 

Welche Herausforderungen werden in den nächsten Monaten und Jahren die Swiss und deren Swissness beeinflussen?

Als die Swiss an die Lufthansa verkauft wurde und die Stiftung gegründet wurde, geschah dies in der Befürchtung, der Flughafen Zürich würde durch München und Frankfurt ausgeblutet und die Swiss verliere ihre Eigenständigkeit. Das hat sich überhaupt nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Die Swiss kann ihre Flotte selbständig ausbauen und geniesst das volle Vertrauen der Lufthansa. Die wahre Konkurrenz sind die Flughäfen von Dubai, Abu Dhabi und auch Istanbul. 

Bis wann genau existiert die SLS noch?

Bis Ende Oktober dieses Jahres.

Gibt es einen Nachfolger der SLS? 

Eine Nachfolgerin gibt es nicht – wir sind eben unersetzbar … Vor allem waren wir vom Bund und der Lufthansa gemeinsam gegründet worden. Das UVEK trägt sich mit dem Gedanken, die Aufgaben, die wir wahrnahmen, einer anderen Institution anzuvertrauen, doch ist das dann eine rein schweizerische Organisation. 

SJ