Für Martin Wittwer, CEO von TUI Suisse, ist klar, dass man
volumenmässig nicht an das Vorjahr anknüpfen kann: «Im Moment läuft der
Buchungseingang für kurzfristige Reisen im September und Oktober
allerdings ungefähr auf Vorjahresniveau. Zu beachten ist auch, dass wir
für die gesamte Sommersaison 2009 rund 15% weniger Kapazitäten
eingekauft haben als 2008.»
Spezielle Massnahmen, um das Herbst-Geschäft anzukurbeln, plant Wittwer
nicht. «Das ist nicht nötig, weil wir genügend frühzeitig Kapazitäten
aus dem Markt genommen haben. Dadurch ist die Flugauslastung bei uns
nach wie vor gut über den ganzen Sommer gesehen klar über 90%.»
Thomas Stirnimann, CEO von M-Travel Switzerland (MTCH) meint: «Wir
hoffen natürlich, dass für die Herbstferien noch einiges reinkommt;
immerhin macht das Herbstferiengeschäft rund 20 Prozent des
Jahresgeschäfts aus. Familien buchen nach wie vor zurückhaltend, aber
gerade bei den Paaren hoffen wir, dass es anzieht. Von Ende September
bis Ende Oktober haben wir insgesamt acht Zusatzflüge aufgelegt
jeweils vier bis sechs Rotationen mit Air Berlin das macht insgesamt
fast 4000 Zusatzplätze. Diese Zusatzkapazitäten sind durch das neue
Geschäftsmodell von MTCH möglich geworden.»
MTCH biete auf marktüblich tiefem Niveau Last Minute an: «Dies, da
einerseits der Druck und andererseits auch das Bedürfnis kleiner ist
als noch in den letzten Jahren. Es ist also weder so, dass wir alles um
jeden Preis verkaufen, noch, dass wir voll auf Last Minute setzen», so
Stirnimann.
Zusatzflüge für den Herbst möchte Stefan Leser, CEO von Kuoni
Schweiz, nicht vorbehaltlos auflegen: «Für den Herbst haben wir
grundsätzlich sehr, sehr konservativ geplant. Selbstverständlich wären
wir flexibel genug, um jetzt noch kurzfristig, zum Beispiel für Ende
September, Zusatzflüge aufzulegen. Nur muss man wirklich prüfen, ob
sich das rechnet. Denn generell sind Zusatzflüge meistens nicht
rentabel; wir haben immer den grossen Nachteil wegen der Kettenlänge.
Legen wir zum Beispiel nur einige Rotationen auf, kommen wir wegen der
empty legs auf eine Auslastung von maximal 80%.»
Interessant ist ein erster Ausblick auf die Wintersaison 2009/10. «Die
Winterbuchungen laufen nur zaghaft an. TUI war immer ein
Frühbucher-Veranstalter, aber die Tendenz zu kurzfristigen Buchungen
ist ganz klar da. Ich erwarte, dass auch der Winter nicht auf
Vorjahresniveau laufen wird», meint Wittwer.
Die Kurzfristigkeit spricht auch Leser an: «Für die Wintersaison denke
ich, dass wir unter normalen Umständen also ohne grösseren Einfluss
der Schweinegrippe nicht zuviel Kapazität haben. Gebucht wird
allerdings erst für die nächsten zwei, drei Monate, darüber hinaus
zögern die Konsumenten.» Je Badeferien-lastiger und je näher die
Destination, desto kurzfristiger werde gebucht. Trotzdem sei es
wichtig, «dass man die Preisdisziplin einhält», betont Stefan Leser.
Verhalten zuversichtlich ist Stirnimann: «Für den Winter erwarten wir
eine Volumenstagnation. Vielleicht werden wir auch eine weitere
Verschiebung Richtung Direktkanäle beobachten können, wobei wir
überzeugt sind, mit Denner Reisen und Migros Ferien Neukunden
anzusprechen, die zuvor noch nie in einem Reisebüro gebucht haben. Die
Preise bleiben jedenfalls unter Druck, weshalb die Effizienz wichtiger
wird als je zuvor. Die Einkaufsbedingungen bleiben aber vorteilhaft.
Noch ist es eine Spur zu früh, um bereits über den Winter zu sprechen.
Wir glauben aber nicht, dass plötzlich niemand mehr reist. Mit der
einen oder anderen Produktelinie sollte es also funktionieren. Ferien
im Schnee ist sicher ein Katalog, der im Winter gut laufen
dürfte.»
Chris Probst/Sara Marty
Wittwer: «Der Sommer 2010 wird eine Erholung bringen»
Bereits planen die Veranstalter den Sommer 2010. Unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Annahmen wird eingekauft?
Martin Wittwer: «Im Sommer wird es eine Erholung geben. Ich rechne
damit, dass die Buchungen wieder anziehen werden. An unserer Strategie
ändern wir nichts: Wir kaufen relativ wenig Kapazitäten ein und kaufen
dann dort, wo es nötig wird, dazu.»
Vorsicht ist auch die Devise von Stefan Leser: «Den Sommer 2010 kaufen wir konservativ ein.»
Noch keine Prognose wagt Thomas Stirnimann: «Dazu kann ich noch nichts sagen.»
Er gehe allerdings von der Prämisse aus, dass das Reisen im Jahr 2010
allgemein zwischen fünf und zehn Prozent günstiger und damit für Kunden
attraktiver wird.
CP/SAM