Reisebüros sollten Dossiers im Griff haben (Ausgabe 2008-30)

Ticketbroker informieren über Treibstoffzuschläge und Ticket Deadlines, die Verantwortung liege aber bei den Reisebüros. Ticketpreise inklusive Treibstoffzuschläge würden begrüsst.

Einig sind sich die von TRAVEL INSIDE befragten Ticketbroker: Letztlich
seien die Reisebüros nach Rücksprache mit ihren Kunden für die
Einhaltung der Deadlines für die Ticketausstellung verantwortlich –
auch bei Erhöhung der Treibstoffzuschläge. Die Agenten würden via
SER-Notes, Intranet, Newsletter, Rund-Mail, Fax oder in kurzfristigen
Fällen gar per Telefon über die Erhöhung von Treibstoffzuschlägen und
die damit verbundenen Terminvorgaben der Airlines informiert, erklären
sowohl Colette Ernst (Kuoni) als auch Bruno Gutmann (Hotelplan) und
Thomas Althaus (TUI/Flex Travel).

Was FIT, IATA oder Market Fares betrifft, so stellen die Broker das
Ticket am gleichen Tag aus, an dem das Reisebüro ihnen die Buchung
übermittelt. «Bis zu diesem Zeitpunkt wissen wir von dieser Buchung
nichts, können also auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden,
wenn eine Deadline verpasst wird und nun der neue, höhere
Treibstoffzuschlag zur Anwendung kommt. Bei den GIT-Tarifen in
Zusammenhang mit einem Landarrangement werden die Tickets etwa
einen Monat vor Abreise ausgestellt. Dort informieren wir das Reisebüro
ebenfalls über neue Erhöhungen der Treibstoffzuschläge. Der Entscheid
für ein Ticketing mit den alten Zuschlägen liegt auch da beim Kunden
bzw. dem Agenten. Das klappt eigentlich sehr gut», erklärt etwa Thomas
Althaus vom Flex Flight Center.

Der Aufwand sei gross, denn fast täglich kämen neue Mitteilungen von
Erhöhungen der Treibstoffzuschläge herein, so Colette Ernst vom Kuoni
Ticketshop. Bei GIT-Tarifen rät sie den Agenten, ihre Kunden wegen den
zu erwartenden weiteren Steigerungen der Treibstoffzuschläge für ein
sofortiges Ticketing zu sensibilisieren, sofern die übrigen Leistungen
einer Reise bereits fixiert und gebucht seien.

Laut Bruno Gutmann vom Hotelplan Flightshop setzen einige Airlines die
Fristen für die Erhöhung der Treibstoffzuschläge und die Ticket
Deadline zum alten Preis sehr kurzfristig an. In diesen Fällen versuche
man für GITs eine Fristverlängerung zu erhalten, was je nach
Fluggesellschaft sehr unterschiedlich gehandhabt werde. «Grundsätzlich
ist es aber schon so, dass die Reisebüros ihre Dossiers im Griff haben
müssen. Wir können nur informieren und machen das auch», erklärt er
weiter.

der Deutsche Reiseverband (DRV) fordert eine Verprovisionierung der
Treibstoffzuschläge durch die Reiseveranstalter bzw. Ticketbroker. Dies
stösst bei Althaus, Ernst und Gutmann auf offene Ohren. Althaus: «Wir
würden das sehr begrüssen, es wäre Umsatz für uns und mit Emirates gibt
es ja ein Beispiel, wie man es machen kann.» Auch Ernst ist der
Meinung, die Treibstoffzuschläge müssen aus den Taxen genommen werden
und in den Flugpreis eingerechnet werden. Sie ergänzt: «Man sollte die
Ticketpreise auf dem heutigen Stand der Kerosinpreise neu definieren
und mit dem Zuschlag bei Null beginnen.» Gutmann erinnert daran, dass
dies bereits vor 9/11 mal der Fall gewesen sei, denn
Treibstoffzuschläge hätten nichts mit Taxen zu tun und gehörten in den
Ticketpreis. Dass dann die Preise alle paar Monate angepasst würden,
sei zwar auch mit Aufwand verbunden, aber kommerziell immer noch
interessanter als das jetzige System, zu dem die Airlines wegen des
harten Preiskampfes wohl gezwungen seien.

Urs Hirt/Jean-Claude Raemy