Reisekataloge: Notwendigkeit oder Relikt aus alten Zeiten? (Ausgabe 2012-12)

Während die Gross-TOs zu weniger Papier tendieren, bringt Knecht neu Ergänzungskataloge auf den Markt.

Knecht Reisen hat kürzlich ein neues Katalogkonzept lanciert, zunächst für den Kanada-Katalog. Es handelt sich um eine 80-seitige Imagebroschüre, produziert von der australischen Firma Koolivoo, bei welcher Knecht nur den Einstieg sowie das Cover realisiert hat. Auf Preisangaben wird verzichtet; die meisten beschriebenen Rundreisen und Hotels/Lodges stammen aus dem Angebot von Jonview, dem wichtigsten kanadischen Knecht-Incomingpartner. 

Laut Kenny Prevost (stv. CEO Knecht) richtet sich dieses Angebot primär an B2C-Kunden und wird auch an die Reisebüros verschickt, allerdings in kleinerer Auflage als übliche Kataloge. Damit ist auch klar, dass es sich dabei um ein Ergänzungsprodukt und nicht um einen Ersatz für die aktuellen Kataloge handelt. Die Kosten sind laut Prevost kein Problem: «Die Stückkosten sind extrem tief, knapp mehr als für einen Flyer, zumal die Druckpreise zuletzt gesunken sind.» Als Nächstes sollen ähnliche «fremdproduzierte» Kataloge für die USA und für Australien lanciert werden.

Die Ausweitung des Katalogangebots überrascht zunächst, weil man immer wieder hört, dass Kataloge sehr kostenintensiv seien. Doch scheinen sie noch lange nicht ausgedient zu haben.

Marianne Häuptli (Senior VP Sales & Operations, Kuoni) erklärt: «Wir haben die Budgets, sprich die Umfänge in den letzten Jahren reduziert und präsentieren in den Katalogen jeweils nicht mehr jedes Hotel, sondern fokussieren auf Angebote, die gut verkauft werden oder Potenzial haben. Ein Teil der Kundschaft sucht im Web nach Info, aber es gibt weiterhin viele Kunden, die Kataloge wollen. Auch Preislisten wird es weiterhin geben, wobei wir da bereits angepasst haben, durch das Weglassen bei Städtereisen und Kreuzfahrten und Ab-Preisen bei Zielen wie den USA oder Arabien. Die Leute wollen Preisinformationen, das lehrte uns die Erfahrung mit Helvetic Tours, wo viele Kunden wegen fehlender Preisinfo auch gleich den Katalog nicht mehr wollten.»

Bei TUI Suisse klingt Erich Mühlemann (Leiter Marketing & Distribution) ähnlich: «Broschüren sind nebst dem Internet, eigenen Reiseerfahrungen und den Berichten von Freunden nach wie vor eine wichtige Informationsquelle und Entscheidungshilfe. Die Breite und Tiefe des Angebots wird aber auch aus ökologischen Überlegungen laufend angepasst und/oder ins Internet verlagert. Für den Sommer 2012 bietet 

TUI Suisse acht Kataloge der Marken TUI Schöne Ferien und 1-2-FLY nur noch in der Online-Version an. Die übrigen Kataloge existieren mehrheitlich in einer Druck- und Online-Version. 

Preislisten können online rasch dem Angebot und der Nachfrage angepasst und aktualisiert werden. Bei den Pauschalreisen sind Preislisten noch üblich. Bei den Individualreisen von TUI Flex führen wir aber keine separaten Preislisten mehr: Die Angaben in den Katalogen sind Richtpreise.»

Daniel Reinhart (Vertriebschef Hotelplan Suisse) meint schliesslich: «Sowohl in unseren Filialen als auch von unseren Agenten werden weiterhin Kataloge mit entsprechenden Preislisten gewünscht, da dies auch von den Kunden so verlangt wird. Daher werden wir auch weiterhin Kataloge mit Preislisten drucken, wobei wir auch gleichzeitig tagesaktuelle Preise anbieten und diese sowohl im Internet als auch in den Reisebüros entsprechend angeben.»

Jean-Claude Raemy