Rekapitalisierung für Air Berlin (Ausgabe 2014-18)

Der Paukenschlag steht noch bevor

Wie weiter bei Air Berlin? Diese Frage sorgte in den vergangenen Wochen in den Medien für zahllose Spekulationen. Die Rede war unter anderem von einem Börsenausstieg, einer Beteiligungserhöhung durch Etihad Airways, vom Wiedereinstieg des Air-Berlin-Gründers
Joachim Hunold, von der Ausgliederung des Touristikgeschäfts oder der Zusammenlegung mit Alitalia. 

Die Details zur Rekapitalisierung sind mittlerweile bekannt. Diese erfolgt durch eine 300-Mio.-Wandelanleihe von Etihad sowie eine durch Air Berlin im Kapitalmarkt zu platzierende Anleihe in Höhe von mindestens EUR 150 Mio. Air-Berlin-CEO Wolfgang Prock-Schauer spricht von einer «substanziellen Rekapitalisierung», doch es stellt sich die Frage, warum man so lange auf diese Entscheidung hatte warten müssen. Es ist durchaus denkbar, dass es dennoch Gedanken und Gespräche in die eine oder andere Richtung gegeben hat. Zu den medialen Mutmassungen äussert sich vonseiten der Airline jedenfalls niemand.

Die EUR 300 Mio. von Etihad kann Air Berlin als Eigenkapital verbuchen – und das benötigt die Airline ganz dringend. Wurde Ende 2012 noch ein Eigenkapital von EUR 130,2 Mio. ausgewiesen, waren es Ende 2013
EUR –186,1 Mio. Dass 2013 kein gutes Jahr war, daraus macht Prock-Schauer kein Geheimnis. Und genau hier liegt der Hund begraben. Air Berlin kommt mit ihrem aktuellen Geschäftsmodell auf keinen grünen Zweig. Während 2013 Kapazitäten und die Zahl der Flugbewegungen um 6,9% bzw.7,4% verringert wurden, sank die Passagierzahl lediglich um 5,4%. In der Folge stieg die Auslastung um 1,3 Prozentpunkte. Der Yield blieb mit einer Zunahme von 0,7% jedoch deutlich unter den Erwartungen von Air Berlin und hätte definitiv höher ausfallen sollen.

Die eingangs gestellte Frage ist noch immer nicht beantwortet, denn die grösste Aufgabe steht Air Berlin noch bevor. Das gesamte Geschäftsmodell gehört unter den Prüfstand – und dies eigentlich nicht erst seit heute. Prock-Schauer bezeichnet zwar alle Geschäftsbereiche als wichtig, doch unter dem Strich funktioniert die heutige Struktur nicht. Tatsache ist, dass es so nicht weitergehen kann, es sind neue Strategien gefragt und auf Sentimentalitäten kann keine Rücksicht genommen werden. Es ist also durchaus denkbar, dass der grosse Paukenschlag, wie er per Ende April erwartet wurde, noch bevorsteht. Die neuen Millionen verschaffen der Air Berlin auf jeden Fall die notwendige Luft, um entsprechende Massnahmen einleiten zu können. Und die Airline muss handeln, denn Geld ist gerade im Airline-Geschäft ein äusserst vergängliches Gut.

Simon Benz