Zu mehr als einer Hälfte von Low-Cost-Airlines abhängig zu sein, kann selbst für einen Flughafen, dessen Infrastruktur von guter Qualität ist, ein zweischneidiges Schwert sein: Der Passagierstrom zeigt zwar ein regelmässiges Wachstum, das Kundenprofil ist aber nicht jenes, das von den Linienfluggesellschaften angestrebt wird. Dieser Fall trifft glücklicherweise nicht auf Genf zu, wo Easyjet Jahr für Jahr die Wachstumsrate aufrechterhält, welche wiederum zur Verwirrung sämtlicher Fluggesellschaften praktisch der des Flughafens Genf entspricht.
Die 15-Millionen-Passagierschwelle, die der Flughafen Genf überschritten hat, ist nicht nur Easyjet zu verdanken. Dieses Resultat, das einem jährlichen Wachstum von 5% entspricht, erklärt sich in erster Linie durch die europäische Angebotsentwicklung von Swiss, welche durch deren Verkehrssteigerung von 10% zum Ausdruck kommt, sowie durch einen spektakulären Höhenflug der Air Canada (+16%), die ihre Flugkapazität im letzten Jahr zusätzlich erhöht hat. Bestenfalls handelt es sich in jedem Fall lediglich um Point-to-Point-Strecken, der Anteil des Transitgeschäfts in Genf befindet sich nämlich nahe an der Nullgrenze.
Wenn man die berühmten «Top 10» des Genfer Flughafens analysiert, stellt man fest, dass Easyjet stagniert (41,85% an Marktanteilen in 2014 gegenüber 41,50% im Vorjahr). Also stärken die neuen Legacy-Carrier, die allesamt Mitglieder der drei weltweiten Allianzen sind, ihre Position: Denn ohne die drei Airlines des Persischen Golfes, die (noch) nicht in der Klassierung der zehn besten vorkommen, entsprechen diese neun Gesellschaften gemeinsam rund 40% des Marktes, sprich etwa gleich viel wie Easyjet.
Als Folge Genf als Low-Cost-Flughafen zu bezeichnen, ist jedoch abwegig: Der aktuelle Mix erlaubt es, dieses unerlässliche Gleichgewicht zwischen Low Cost und Legacy zu erhalten. Ein Gleichgewicht, das auch in den nächsten Jahren garantiert bleiben soll, weil die Einführung neuer Infrastrukturen eine direkte Auswirkung auf die Entwicklung der Langstreckenanbindung ab Genf haben wird. Die Tatsache, dass die interkontinentalen Routen derzeit gesund unterwegs sind, geht in die gleiche Richtung. Aber letztlich muss man sich auch daran erinnern, dass nicht die Anzahl Routen, sondern deren Rentabilität entscheidend ist, ob eine Airline sich am Flughafen niederlässt oder zurücktritt.