Alle wollen Sicherheiten. Die Fluggesellschaften, vertreten durch die IATA, -pochen bei den Wiederverkäufern ihrer Tickets auf immer frühere Vorauszahlungen. Die Wiederverkäufer und Kunden ihrerseits hätten auch gerne etwas Sicherheit nämlich die Sicherheit, ihr Geld im Falle einer Insolvenz wieder zu sehen, wenn sie es schon so früh einzahlen müssen. Gerade im EU-Raum wächst der Druck von Branchenverbänden und Konsumentenschützern stetig.
Die soeben präsentierte Lösung der «Rescue Fares» erweckt den Anschein eines kleinen Happens, den die IATA diesen kritischen Stimmen hinwirft, damit wieder für einen Moment Ruhe herrscht. Es ist eine recht schwammige Lösung, die auf dem Goodwill der Airlines beruht und dem Kunden keine wirklichen Rechte einräumt.
Eine deutlich seriösere (und auch von der Branche gewünschte) Lösung wäre ein Fonds, wie ihn die Schweizer Veranstalter haben. Nur: Wenn man sich ansieht, wie viel Bürokratie schon in der Schweiz nötig ist, um einen gemeinsamen Nenner zu finden, kann man sich vorstellen, wie es auf globaler Ebene aussieht und ein Airline-Fonds müsste auf globaler Ebene funk-tionieren. Ansonsten werden die Klagen bezüglich Wettbewerbsverzerrung noch lauter. Die Philosophien und Ansichten der verschiedenen Regionen zu vereinen, scheint aber ein Ding der Unmöglichkeit, wie das Beispiel des CO2-Emissionshandels in den letzten Jahren bewiesen hat.
Einig ist man sich in der Branche lediglich, dass die Konsolidierung in der Airline-Branche gerade in Europa noch lange nicht abgeschlossen ist und es zwangsläufig zu weiteren Insolvenzen kommen wird. Die IATA selbst spricht von «lediglich 0,07% aller Passagiere», die im Zeitraum 2011 bis 2020 von einer Insolvenz betroffen sein werden. Dies mag nach einem kleinen Prozentsatz aussehen; nimmt man aktuelle Hochrechnungen als Berechnungsgrundlage, handelt es sich aber immer noch um 25 Millionen betroffene Passagiere. Diesen aus Mitleid ein vergünstigtes Rückreiseticket anzubieten, kann keine seriöse Lösung sein.
Stefan Jäggi