Riahi Travel: «In Iran ist jeder Fremde zuerst ein Gast» (Ausgabe 2010-39)

Der kleine Iran-Spezialist erfreut sich nach einem harten 2009 wieder besserer Buchungszahlen.
Den von Sadegh und Iran Riahi geführten Iran-Spezialisten Riahi Travel gibt es bereits seit 1994. Angefangen haben die beiden in Iran geborenen Quereinsteiger mit der Organisation von Reisen in ihr Heimatland, später ist das Destinationsportfolio stetig gewachsen. Usbekistan als ehemaliger Bestandteil des mittelalterlichen Persiens war der erste Expansionsschritt. Später folgten Reisen nach Syrien, Jordanien und Libanon. «Wir suchen für unsere Reisen immer Destinationen aus, zu denen wir eine persönliche Beziehung haben. Für 2011 planen wir beispielsweise Reisen nach Armenien und Georgien», erklärt Sadegh Riahi. Er sei aber auch ein Retailer und verkaufe wie jedes andere Reisebüro auch die Reisen der grossenTOs. 

Neben den Ferienbuchungen der Schweizer Kunden machen auch die in der Schweiz lebenden Iraner einen grossen und wichtigen Teil des Geschäfts von Riahi Travel aus. 

Den grössten Geschäftseinbruch erlitt der Veranstalter nach den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009. Nun hat sich die Situation in Iran aber beruhigt und die Buchungslage verbesserte sich entsprechend. «Für den Herbst 2010 und auch für das nächste Jahr sieht es gut aus. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Geschäft weiter anzieht.» Jährlich buchen rund 200 Kulturreisende ihre Ferien bei Riahi Travel, entweder in der Gruppe oder individuell.

Vor allem an den Ferienmessen werden Sadegh und Iran Riahi mit Vorurteilen konfrontiert. Bei den Kunden, die ins Büro kommen, sei dies weniger spürbar, da sich diese bereits zuvor dafür entschieden haben, nach Iran zu reisen. «Diese Kunden sind kulturell sehr interessiert und auch bereits informiert. Eine Aufklärung braucht es nicht, allenfalls Hinweise zu den Gepflogenheiten, zum Beispiel hinsichtlich der Kleidung.» Riahi betont, dass die Iraner von Natur aus sehr gastfreundlich seien und ein Fremder immer zuerst ein Gast sei. «Ausserdem geniessen die Touristen in Iran, wie in den anderen Ländern auch, einen deutlich spürbaren Ausländerbonus», erklärt der gebürtige Iraner und fügt an, dass seit 16 Jahren noch keine einzige Reklamation eingegangen sei. 

Jedes Jahr organisiert Riahi Travel zwischen vier und sechs geführte Reisen, die jeweils von Sadegh oder Iran Riahi persönlich sowie einem deutschsprachigen lokalen Führer begleitet werden. Als geeignete Reisezeit empfiehlt sich der Frühling oder Herbst. Für eine erste Reise durch das grosse Land empfiehlt Riahi eine zweiwöchige Rundreise von Teheran nach Kashan, Yazd, Kerman, Shiraz und – das Highlight kommt bei jeder Riahi-Reise am Ende: Isfahan.  Eine zweite Reise könnte beispielsweise in den Nordwesten und Westen des Landes führen: von Teheran über Tabriz bis nach Shush. Durch die langjährigen persönlichen Kontakte in den verschiedenen Ländern bietet Riahi Travel seinen Kunden auf jeder Reise eine kleine Extra-Überraschung, zum Beispiel ein klassisches Konzert in privater Atmosphäre oder eine literarische Lesung.

Simon Benz

Viele Flüge nach Teheran – nur einer nonstop

Riahi Travel ist ein Hauptpartner von Iran Air. Die iranische Nationalflug-gesellschaft fliegt einmal pro Woche, jeweils freitags nonstop von Genf nach Tehe-ran (Abflug GVA 15.45 Uhr, Ankunft IKA 22.30 Uhr, Rückflug IKA ab 10.15 Uhr, Ankunft ZRH 14.25 Uhr). «Generell ist Teheran mit jeder europäischen Fluggesellschaft erreichbar», erklärt Sadegh Riahi. Die meisten Tickets verkauft Riahi Travel von Iran Air, Austrian Airlines (via Wien), Emirates (via Dubai) oder Turkish Airlines (via Istanbul). Die Nonstop-Strecke ab Genf werde vor allem von Kunden westlich von Bern genutzt. Viele Kunden aus der Ostschweiz fliegen mit Swiss von Zürich nach Genf und mit Iran Air weiter nach Teheran. «Vor dem 11. September 2001 führte die Swissair noch drei wöchentliche Flüge nach Teheran durch, danach wurden die Verbindungen eingestellt.» Einer der Gründe, warum die Westschweiz und nicht Zürich angeflogen wird, sieht Riahi beim UNO-Hauptsitz in Genf, der von zahlreichen iranischen Funktionären regelmässig besucht wird. Da die Schweiz die USA in Iran vertritt und daher viele der Geschäfte zwischen den beiden Ländern über die Schweiz abgewickelt werden, und auch wegen der touristischen Nachfrage aus der Deutschschweiz, könnte ein wöchentlicher Flug Zürich–Teheran laut Riahi ohne Probleme gefüllt werden. «Ich bin deswegen schon seit einigen Jahren mit Iran Air im Gespräch, bislang aber noch ohne Erfolg.»

BNZ