In den letzten Wochen ist es rund um das Vorzugspreismodell von Swiss
und Lufthansa verdächtig ruhig geworden. Das heisst aber nicht, dass
sich alle Probleme gelöst haben und alle Parteien glücklich und
zufrieden sind. Einerseits hat die Ruhe sicher mit der Ferienzeit zu
tun, andererseits gibt es für alle GDS wenigstens temporäre Lösungen
wenn auch sehr unterschiedliche.
Der SRV-Präsident rechnet damit, dass die Spannung im Herbst steigt.
Per 1. Oktober werden auch in der Schweiz die Vorzugspreise eingeführt.
Obwohl die Reisebüros für die Preferred Fares wenn auch nur befristet
keine Gebühren zu berappen haben, lehnt der SRV das Modell weiterhin
grundsätzlich ab, was von SRV-Präsident Leuzinger wiederholt bekräftigt
wird. Gespannt darf man sein, wann und ob überhaupt die
Wettbewerbskommission einen Entscheid in dieser Sache fällen wird.
Die Fronten zwischen Amadeus und den beiden Airlines scheinen
verhärteter zu sein als je zuvor. Verhandlungen gibt es nicht, dafür
Gerichtsverfahren. Sieben Monate nach Ankündigung des
Vorzugspreismodells durch Swiss und Lufthansa scheinen diese beiden
Parteien keinen einzigen Schritt weitergekommen zu sein.
Im Gegensatz zur Schweiz konnten die Reisebüros in Deutschland bereits
etwas mehr als einen Monat lang Erfahrungen mit den Vorzugspreisen
sammeln. Im Tagesgeschäft scheinen keine grossen Probleme aufzutauchen.
Allerdings bemängelt auch der Deutsche Reiseverband (DRV), dass das
Vorzugspreismodell nach wie vor existiert und die längerfristigen
Auswirkungen noch nicht abzuschätzen sind. So oder so werden sich viele
Reisebüros, die bisher mit einem einzigen GDS zusammengearbeitet haben,
gut überlegen, ob es Möglichkeiten gibt, diese einseitige Abhängigkeit
zu beseitigen und in Zukunft situativ Buchungen auch in anderen GDS
tätigen zu können.
Der Druck seitens Reisebranche auf Amadeus dürfte in Zukunft steigen,
falls sich keine Verhandlungen und somit auch keine Lösungen mit Swiss
und Lufthansa abzeichnen. In Deutschland, weil Amadeus unangefochtener
Marktleader und deshalb für die Branche sehr wichtig ist. Aber auch in
der Schweiz, wo Amadeus als Nummer 2 zwar keine schlechte Marktposition
einnimmt, aber durch die allerdings ebenfalls temporäre Lösung,
welche Marktleader Travelport mit Swiss und Lufthansa gefunden hat,
zusätzlich unter Druck geraten ist und wohl vorläufig auch bleibt.



