«SBB Ferien keine Konkurrenz» (Ausgabe 2011-10)

Fremdvertrieb und Kommissionierung des neuen Direktproduktes sind derzeit nicht geplant.

Mit dem neuen Pauschalreiseangebot «SBB Ferien» vertreiben die SBB unter einer eigenen Marke Ferienreisen in die ganze Welt. Der Vertrieb erfolgt über das Internet, das Call Center und über die SBB-Reisebüros. Die Vermarktung erfolgt über monatliche Broschüren mit rund 16 Seiten.

«Beim Auswahlverfahren für die Produktion wurden die wichtigen Schweizer Reiseveranstalter eingeladen, ein Angebot abzugeben. Der nun ausgewählte Vertragspartner BigXtra hat das Angebot mit dem für den Kunden besten Mehrwert abgegeben», erklärt SBB-Sprecher Roman Marti auf Anfrage. BigXtra, Marktführer für Direktreisen im deutschsprachigen Raum und Schwesterunternehmen von FTI mit Sitz in München, macht den Einkauf, Aufbereitung und Abwicklung der Reisen. Die SBB, die den Vertrag mit dem in Basel registrierten Unternehmen BigXtra AG Schweiz abgeschlossen haben, übernehmen Vertrieb und Vermarktung. 

Bei der Auswahl der Angebote von SBB Ferien wurde auch darauf geachtet, dass sich diese nicht mit den Angeboten von Railaway, dem Freizeitanbieter der SBB, überschneiden. «Die Angebote ergänzen sich. SBB Railaway ist positioniert als Freizeitanbieter für Tagesausflüge mit Zusatzleistungen in der Schweiz. Das Angebot von SBB Ferien umfasst dagegen primär Reisen ins nahe und ferne Ausland, z.B. Badeferien im Nah- und Fernbereich, Rundreisen und Kreuzfahrten», so Marti. Auch bei Reisen ins Ausland verzichten die SBB auf Konkurrenzprodukte zur Bahn, z.B. auf eine Städte-reise mit dem Flugzeug nach Paris.

Die langjährigen und bewährten Partner werden gemäss SBB weiterhin einen prioritären Zugang zu den SBB-Reisebüros erhalten. «Bei SBB Ferien handelt es sich um ein Produkt, welches zu einem grossen Teil über das Internet und das Call Center verkauft wird. Die Produkte von Railtour, Frantour, Hotelplan und Kuoni werden bei uns weiterhin mit Priorität im beratenden Verkauf der SBB-Reisebüros abgesetzt», so der SBB-Sprecher. Ein Vertrieb über Reisebüros ausserhalb des SBB-Netzwerks mit seinen 180 Verkaufsstellen sowie das Bezahlen einer Kommission an Reisebüros seien zurzeit nicht vorgesehen. 

Da SBB Ferien keine Angebote mit Bahnanreise im Portfolio hat, betrachtet man bei Railtour das neue Produkt gelassen. «Wir sind davon nur am Rande tangiert», erklärt Railtour-Geschäftsführer Werner Schindler. Zwar könnte es allenfalls bei einem Angebot wie z.B. «Mecklenburgische Seenplatte mit Eigenanreise» zu Berührungspunkten kommen, allerdings handelt es sich laut Schindler hier wohl eher um ein relativ kleines Volumen von Seiten SBB Ferien. 

Auch bei der Railtour/Frantour-Mutter Kuoni sieht man sich durch das neue Produkt nicht konkurrenziert. «Die Kuoni-Gruppe ist der wichtigste TO-Partner der SBB und wird es auch mit dem neuen Pauschalprodukt bleiben. Wir sind mittelfristig auch sehr daran interessiert, die Zusammenarbeit mit der SBB und den Marken Kuoni und Helvetic Tours zu intensivieren», sagt Eddy Gerber, Leiter Fremdvertrieb. 

Bei Hotelplan Suisse beobachtet Vertriebschef Daniel Reinhart die neue Konkurrenz-situation genau, geht aber nicht davon aus, dass man sich in die Quere kommt: «Die Kernkompetenz der SBB liegt bei Städtereisen mit Bahnanreise und weniger bei Badeferien. Sicherlich haben die SBB durch die Anzahl ihrer Reisebüros ein gewisses Volumen; wie viel Umsatz mit dem neuen Produkt generiert wird, wird sich zeigen.»

Auch für Erich Mühlemann, Director Distribution bei TUI Suisse, ist es nicht neu,  dass sich die SBB im Direkt-reise-Geschäft betätigen: «Die SBB sind – gerade auch online –schon länger mit verschiedensten touristischen Leistungen im Direktverkauf tätig und haben aus unserer Sicht Potenzial.» Die SBB als Kette sind ein guter Kunde von TUI Suisse und für Mühlemann wäre es durchaus denkbar gewesen, dass TUI Suisse den Content für das neue SBB-Produkt liefert, «wir hatten hier jedoch keine Gelegenheit mitzubieten.»

Simon Benz