SBB-Reisebüros: Gehen Mitarbeiter trotz Jobgarantie? (Ausgabe 2015-22)

Die Zukunft der Mitarbeiter ist nach der Schliessung vielerorts ungewiss.

Die SBB gab letzte Woche bekannt, sich per Ende Jahr aus dem Reisebürogeschäft zurückzuziehen. Den betroffenen Mitarbeitern soll nun eine andere Tätigkeit innerhalb der Firma angeboten werden. Diejenigen mit einem hohen Arbeitspensum im Reisebüro werden bereits innerhalb der nächsten Tage zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. In einem zweiten Schritt werden auch die Mitarbeiter mit einem kleineren Pensum betreut. Entlassungen soll es gemäss SBB aber keine geben. 

Unter den Reisebüromitarbeitern herrscht dennoch eine bedrückte Stimmung. Eine Mitarbeiterin berichtet: «Es wird zwar niemand entlassen, aber eine Anstellung am gleichen Bahnhof oder selbst in der Region ist nicht garantiert.» So müssten je nach neuem Arbeitsort Anreisen von bis zu zwei Stunden in Kauf genommen werden. Die Mitarbeiter dürften zweimal ein Jobangebot ausschlagen; beim dritten Mal müsse die Stelle entweder angenommen werden, oder der Mitarbeiter müsse sich selbst um eine Lösung bemühen. Mitarbeiter gehen davon aus, dass deshalb wahrscheinlich einige Angestellte das Unternehmen freiwillig verlassen würden. 

Auch die Lernenden sind von den Massnahmen betroffen. «Den rund 20 Lernenden, die im Sommer in das dritte Lehrjahr wechseln, garantieren wir, dass sie ihre Berufslehre abschlies-sen können», erklärt Manuela Kern, Sprecherin des ÖV-Ausbildungsverbunds Login. Sei es durch einen teilweisen Einsatz in einem anderen Reisebüro oder auch durch einen kompletten Wechsel in ein anderes Reisebüro, wobei der Lehrvertrag mit Login bestehen bleibe. Für die aktuellen Erstjahr-Lernenden würden «individuelle Lösungen» gesucht.

Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Kunden fühlen sich verunsichert. «Viele haben uns persönliche Nachrichten geschickt und wollten wissen, wo und wie sie künftig ihre Reisen buchen sollen», äussert sich eine weitere SBB-Mitarbeiterin. Sollte die Kundschaft fortan ausbleiben und die Buchungen dadurch sukzessive abnehmen, sei es gut möglich, dass einzelne Reisebüros bereits vor Ende Jahr geschlossen würden. 

MM