Scandinavian Airlines in Nöten (Ausgabe 2012-45)

Die Marke Blue1 verschwindet.

Letzte Woche setzte die Stockholmer Börse den Handel mit Aktien der SAS (Scandinavian Airlines) aus und zwang die Airline, zu Gerüchten um ihre prekäre finanzielle Situation und eine gescheiterte Refinanzierung ausstehender Anleihen Stellung zu nehmen, welche die dänische Zeitung «Berlingske Tidende» lanciert hatte. 

So musste SAS vor dem geplanten Termin provisorische Quartalszahlen publizieren. Im dritten Quartal resultierte ein Gewinn von umgerechnet CHF 77 Mio.; der Passagierumsatz stieg um 9% und die Kosten sanken um 6%. Dennoch musste SAS weitere Sparmassnahmen im Umfang von SEK 3 Mia. (ca. CHF 421 Mio.) ankündigen. Das freute die Anleger und der Börsenkurs stieg; viele Mitarbeitende müssen sich aber offenbar auf 15–25% tiefere Löhne gefasst machen. SAS will offenbar wie Austrian Airlines vorgehen, also den Flugbetrieb an eine Tochtergesellschaft auslagern, wo die Lohn- und Pensionsstrukturen deutlich niedriger sind. Offenbar sollen die 15000 Angestellten in operativen sowie administrativen Bereichen ihre Jobs kündigen und sich neu – zu schlechteren Konditionen – bewerben.

Ebenso sollen nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktiven veräussert werden, um den Fremdfinanzierungsbedarf zu reduzieren – etwa die norwegische Tochter Widerøe, das Vielfliegerprogramm Eurobonus oder das eigene Ground Handling.

Weiter verschwindet die finnische Tochtermarke Blue1. Sie ist seit 1. November nur noch als Wet-Lease-Partner von SAS aktiv. Sämtliche Flüge von Blue1 werden neu unter der Dachmarke SAS und mit SK-Flugnummer durchgeführt. Bis im März 2012 war Blue1 noch zwei Mal täglich Zürich–Helsinki geflogen.

JCR