Was wäre, wenn in naher Zukunft alle Ferienflüge allen
Reiseveranstaltern zur Verfügung stünden? Utopie oder Dystopie?
Wunschvorstellung oder Horrorszenario? Weder noch
Evolution trifft die Sache besser: Als TI im März 1996 das erste
Sonderheft zum Thema Ferienfliegerei vorlegte, war es die Regel, dass
sich auf der Kurz- und Mittelstrecke selten mehr als zwei Anbieter
einen Charter teilten. Namen wie Balair/CTA und TEA standen für echte
Bedarfsfliegerei. Doch gleichzeitig begann die Ära der eigenen
Maschinen ganz im Sinne der vertikalen Integration: Kuoni gründete
die Edelweiss Air und Hotelplan lancierte den Mc Plane. Nur auf der
Langstrecke taten sich die Generalisten schon damals zusammen.
Zwischenzeitlich gab es zwei Varianten: Wer nicht eine eigene
Charterflotte unterhielt, der mietete sich von einer Liniengesellschaft
ein «dedicated aircraft». Hierzulande machten dies etwa TUI Suisse und
FTI Touristik, da die Mitbewerber sie nicht bei ihren Charterketten an
Bord haben wollten oder da sie für ihre Bedürfnisse keinen Partner
finden konnten. Ab März 2002 trug jeder Generalist sein eigenes
Charterrisiko an ein Miteinander war nicht mehr wirklich zu denken.
Revolution folgt auf Evolution: Die Schweizer Anbieter verabschieden
sich von der vertikalen Integration. Vor einem Jahr machte es Hotelplan
vor. Belair wird zu einer Beteiligung von Air Berlin. Damit verbunden
ist die Öffnung der Ferienfliegerei. Schon bald bieten mehrere
Veranstalter die gleichen Verbindungen ab der Schweiz an dies führt
parallel dazu, dass immer mehr deutsche Reisekonzerne auch auf diese
Rotationen zubuchen können. Das Gegeneinander verwässert sich zusehends.
Seinen Zenit erreicht diese Entwicklung im März 2008. Bei den
Ferienflügen von Air Berlin, Tuifly oder Sun Express sind neu bis zu
zehn Namen von Reiseveranstaltern bzw. Handelsmarken aufgeführt. Von
echten Charterketten kann nicht mehr gesprochen werden. Dieser Tatsache
trägt TI Rechnung, indem aus dem Sonderheft «Charter» das Sonderheft
«Holiday flights» wird. Denn die «schöne neue Welt» der Ferienfliegerei
erlebt schon bald ihre nächste Öffnung: Nach der Übernahme von
Edelweiss Air durch Swiss ist Kuoni nicht mehr Risikoträger, sondern
Bedürfnisanmelder wie M-Travel Switzerland (Hotelplan und
Travelhouse) es bereits ist.