Schwarzes Gold – Totengräber der Luft? (Ausgabe 2008-26)

Urs Hirt über die Entwicklung der Ticketpreise und Treibstoffzuschläge

Die Fluggesellschaften geraten immer mehr ins Trudeln. Der Kerosinpreis
hat sich in den letzten zwölf Monaten fast verdoppelt. Mit Hedging
(Absicherung des Einkaufspreises), Routenoptimierung, Reduzierung von
Kapazitäten, Streichung ganzer Rotationen, sparsameren Flugzeugen,
weniger angebotenen Sitzen in den tiefsten Tarifklassen und mit einer
in immer kürzeren Abständen erfolgenden Erhöhung der
Treibstoffzuschläge wird Gegensteuer gegeben. Einige Fluggesellschaften
haben ergänzend die eigentlichen Flugtarife erhöht. So etwa die Swiss –

mit durchschnittlich 2,5 Prozent per Januar und abermals per Ende Mai relativ moderat.

Bereits rechnet die IATA für dieses Jahr mit Verlusten von 2,3
Milliarden US-Dollar für die Luftfahrtbranche. Entwicklung nach oben
offen.
Insider gehen davon aus, dass etliche Airlines vom Markt verschwinden werden, allen voran einige Low Cost Carrier.

Moderate Erhöhungen der Ticketpreise oder/und der Treibstoffzuschläge
werden nicht reichen. Die Fluggesellschaften werden ihre
Basis-Ticketpreise markant erhöhen müssen. Denn eine massive Erhöhung
der Treibstoffzuschläge kommt kaum mehr in Frage: Ein Zuschlag, der
höher ausfällt als der eigentliche Ticketpreis, würde vom Markt nicht
goutiert. Kerosin ist ein wichtiger Teil der Transportkosten, also des
Kerngeschäfts einer Airline, und ist damit Teil des Ticketpreises.

Eine Verteuerung des Fliegens um bis zu 30% wird nicht mehr als
unrealistisch eingestuft. Spätestens wenn die aktuellen Absicherungen
(Hedging) und Kostensenkungsmassnahmen ausgeschöpft sind, werden die
Airlines entsprechend handeln müssen. Bei einigen dürfte das bereits in
den nächsten Monaten der Fall sein.

Die Entwicklung der Flugpreise wird Einfluss auf den gesamten
weltweiten Tourismus haben. Die Nachfrage wird sinken, Flugreisen
dürften für manche Menschen wieder zum unerschwinglichen Luxusgut
werden. Gleichzeitig künden weitere Leistungsträger wie Hotels,
Transportunternehmen (Transfers, Rundreisen) oder Reedereien
Preiserhöhungen als Folge der gestiegenen Treibstoffpreise an. Das
Reisen generell – ob Individual- oder Pauschalreisen – wird teurer. Die
ersten markanten Auswirkungen werden mit der Lancierung der
Winterproduktion 2008/09 sichtbar werden, mit einem weiteren Schub ist
2009 zu rechnen. Die Reiseindustrie – allen voran die Luftfahrt – steht
vor einer tiefgreifenden Konsolidierung.