Schweiz ferngesteuert (Ausgabe 2009-06)

Jean-Claude Raemy zur Reorganisation bei BA

Düstere Zeiten für British Airways (BA): Vor wenigen Tagen informierte
der Gigant, dass für das Geschäftsjahr, welches am 31. März zu Ende
geht, mit einem Verlust von 160 Mio. Pfund (266 Mio. Franken) gerechnet
wird. Vom tiefen Ölpreis profitiert BA wegen Hedging-Verlusten kaum,
Devisenverluste und Nachfragerückgang belasten das Ergebnis weiter.

Damit sind auch die Aktien des Unternehmens im Sinkflug; der Gesamtwert
des Unternehmens liegt zurzeit sogar unter jenem von Iberia, welche man
doch übernehmen wollte. Gleichzeitig stellte eine Rekordmenge Schnee
just zum zehnjährigen Jubiläum der Oneworld-Allianz den Haupthub
London-Heathrow lahm.

Um ihren Platz als eine der führenden Airlines in Europa zu behaupten,
muss BA handeln, und zwar schnell. Eine Sparmöglichkeit ist eine
Straffung der weltweiten Verkaufsstrukturen. So kam es, dass in London
zu Jahresbeginn eine Neuorganisation beschlossen wurde und diese per 2.
Januar – zumindest auf dem Papier – bereits umgesetzt war. Über 500
Manager verliessen BA per Ende 2008 mit einem Abgeltungspaket, diverse
Positionen wurden gestrichen, und gute Manager erhalten neue Funktionen
an anderen Orten, wie das nun mit dem Commercial Manager in der Schweiz
geschah. Sam Heine sucht fieberhaft nach einer Bleibe in Sydney, nachdem er erst vorletzte Woche das Angebot für den Chefposten
in Australien erhielt und im Prinzip nun bereits im Amt ist.

Wenig Freude ist darob bei den BA-Teams in Zürich und Genf zu spüren.
Nachdem die Schweiz nun in eine Organisation mit Deutschland,
Österreich und der Slowakei eingebettet wird und die neue Chefin in
Frankfurt sitzt, wird mit einem weiteren Abbau des BA-Personals in der
Schweiz gerechnet. Die Ankündigung vor wenigen Monaten, dass sämtliche
Flüge ex Schweiz nach London-Gatwick gestrichen werden, liess bereits
Böses vorausahnen.

Der Schweizer Markt bleibt wichtig für BA, und weitere
Frequenzreduktionen sind nicht in Sicht. Doch werden aufgrund von
Synergien mit den Ländern der neuen Organisationseinheit mit Sicherheit
einige Funktionen und Tätigkeitsfelder ausgelagert, welche in den
letzten 20 Jahren in Zürich bzw. Genf erledigt wurden.

Es ist das alte Lied: Die Schweiz bietet gute Resultate, darf aber
aufgrund der kleinen Grösse des Heimmarktes nur eine minimale
Infrastruktur vor Ort haben – die Entscheidungen werden fern von Limmat
und Rhône getroffen.