Die Reisebüros in der Schweiz stehen mit ihren Sorgen um die
Vorzugspreise mit GDS-Gebühren von Swiss und Lufthansa nicht alleine
da. Auch in Österreich und Deutschland dort soll das neue
Vertriebsmodell bereits am 1. Juli eingeführt werden laufen ähnliche
Diskussionen. Deshalb hat der Deutsche Reiseverband (DRV) zusammen mit
anderen Verbänden, darunter der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV),
in Frankfurt eine Konferenz für IATA-Agenten durchgeführt, die
grundsätzlich auch Schweizer IATA-Reisebüros offen gestanden wäre. Von
Verbandsseite und von den GDS erfuhren die 240 Teilnehmer interessante
Details, wobei sich vor allem Otto Schweisgut (DRV) als Experte für die
Vorzugspreise bewies, was ihm den von SRV-Präsident Hans-Jörg Leuzinger
verliehenen Übernamen «Vorzugs-Otto» einbrachte.
An der sehr gut organisierten Tagung fiel eines ganz besonders auf:
Deutschland schaut ziemlich beeindruckt auf die Schweizer
Reisebürolandschaft. Von allen Seiten wurden die Schweizer Agenten für
ihre Geschlossenheit und der SRV für sein entschlossenes Vorgehen
gelobt. Diese Geschlossenheit steht allerdings in den kommenden Wochen
auf dem Prüfstand, dann nämlich, wenn die Schweizer IATA-Reisebüros den
neuen Vertrag über die Vorzugspreise von Swiss zur Unterschrift
erhalten. Während Swiss und Lufthansa wohl hoffen, die Front würde dann
bröckeln, ist der SRV überzeugt, dass diese halten wird.
Die Probleme der deutschen und Schweizer Reisebüros sind zwar ungefähr
dieselben, allerdings in einem etwas anderen Marktumfeld. Deshalb wird
es interessant zu beobachten sein, ob sich ein eigenes «Schweizer
Modell» als Lösung abzeichnen kann oder ob Swiss/Lufthansa ihr Modell
mit den Vorzugspreisen knallhart durchziehen. Der Zeitfaktor spielt
zudem auch eine gewisse Rolle, denn erste Erfahrungen, die in
Deutschland und Österreich nach dem 1. Juli
gesammelt werden, könnten einen Einfluss auf die Verhandlungen in der Schweiz haben.
Daneben gibt es auch juristische Fragezeichen sowohl in Deutschland,
wo der DRV und andere Verbände kartellrechtlich vorgehen, als auch in
der Schweiz, wo der SRV bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine
Untersuchung beantragt. Doch auch im Verhältnis zwischen Airlines und
GDS darf die rechtliche Komponente nicht vergessen werden. Laut Galileo
existiert beispielsweise ein gültiger Full-Content-Vertrag mit Swiss
bis ins Jahr 2010.



