Schweizer Australien-TOs wehren sich gegen Sydney (Ausgabe 2011-15)

Die Spezialisten akzeptieren die Behandlung der Schweiz als Sekundärmarkt nicht.

Im Rahmen der ATE in Sydney wurde ein «2020 Tourism Industry Potential»- Strategiepapier präsentiert. Ziel ist es, die Umsätze in der australischen Tourismusindustrie bis 2020 von ak-tuell rund AUD 70 Mia. pro Jahr auf AUD 140 Mia. zu verdoppeln.

Um dieses Ziel zu erreichen, will sich Tourism Australia (T.A.) auf 15 Märkte «mit signifikantem Wachstumspotenzial» konzentrieren. Es sind dies: China, Deutschland, Frankreich, die Golfstaaten, Grossbritannien, Hongkong, Indien, Indonesien, Japan, Kanada, Malaysia, Neuseeland, Singapur, Südkorea und die USA. Ein ausgewogenes Portfolio von Quellmärkten aus dem «Westen» und aus Asien/Ozeanien.

Die Schweiz gehört – nicht ganz unerwartet – nicht dazu. Deshalb war vorgesehen, die Schweiz per 1. Juli nicht mehr unter die Verantwortung des Büros von T.A. in Frankfurt zu stellen. Dieses sollte sich künftig um die Wachstumsmärkte Deutschland und Frankreich sowie um Italien kümmern. Die Schweiz sollte, gemeinsam mit anderen «Sekundärmärkten» in Europa, direkt vom Marketing Operations Team von Tourism Australia in Sydney betreut werden. Eine für die Schweiz zuständige Person sollte ernannt werden.

Die rund 15 Schweizer ATE-Delegierten erfuhren kurz vor Messebeginn davon und wurden mitsamt den Delegierten der Sekundärmärkte am ATE-Dienstag in Sydney offiziell informiert. «Einige von uns haben dann die Gelegenheit wahrgenommen, ihren Unmut auszudrücken sowie Fragen nach den Gründen, der Strategie und den Entscheidungsgrundlagen zu stellen», berichtet Gunnel Burri (TUI Flex Travel), «aber Antworten haben wir keine bekommen, nur den Bescheid, dass der Entscheid gefallen sei.» Laut Clare Walker (Ozeania) haben dann auch diverse Inbound-Agenturen sowie Hotelketten etc. ihren Unmut über den Entscheid von T.A. bekannt gemacht. «Offensichtlich hat dann aufgrund des Drucks ein Umdenken stattgefunden und T.A.-Chef Andrew McEvoy hat noch am Dienstagabend die Reissleine gezogen und die Entscheidung rückgängig gemacht; wir wurden am Mittwoch informiert», so Dominic Eckert (Ozeania). Die Schweiz sowie Spanien und Österreich werden somit auch nach dem 1. Juli weiterhin von Tourism Australia in Frankfurt betreut. 

Katherine Droga (Regional General Manager Continental Europe, Tourism Australia) erklärt, dass es nie die Absicht war, die Schweiz nicht mehr zu betreuen: «Das Aussie-Specialist-Trainingsprogramm wird ebenso aufrechterhalten wie die Zusammenarbeit mit lokalen TOs und Airline-Vertretern, es gibt auch weiterhin Marketingbudgets.» Also alles wie bisher? Fast. Die 2020-Strategie wird nun überprüft.

Jean-Claude Raemy