Schweizer Modell? (Ausgabe 2008-21)

Angelo Heuberger über das Roundtable Swiss und SRV

Im Sinne einer höchstmöglichen Transparenz haben sich die Parteien
gegenüber TI bereit erklärt, an einem Roundtable teilzunehmen. Der
Abdruck dieses Gesprächs (in der Heftmitte) gibt einer grösseren
Branchenöffentlichkeit die Möglichkeit, live an der normalerweise
strikt internen Diskussion zwischen Swiss und SRV teilzuhaben. Das
Klima am einstündigen Roundtable war keineswegs gehässig, eine gewisse
Nervosität, vor «laufendem Mikrofon» zu argumentieren, war dennoch
allen Teilnehmenden anzumerken.

Seitens SRV gibt es nach wie vor zwei Kritikpunkte. Einerseits will die
Verbandsspitze die Gebührenregelung für die Vorzugspreise nicht
akzeptieren. Dabei scheint es den Verbandsoberen nicht primär um den
Geldbetrag pro Segment zu gehen. Es gehe nicht um acht, sieben oder
wieviel auch immer Franken, macht Präsident Leuzinger klar. Der SRV
will das Thema Gebühren schlicht nicht thematisieren und befürchtet,
dass diese – wenn einmal vertraglich akzeptiert – innert Jahresfrist
und je nach GDS-Abkommen mit der Airline geändert werden könnten. Und
zwar zu Ungunsten der Agenten.

Andererseits ist zu spüren, dass die SRV-Spitze – und mit ihr offenbar
auch die gesamte Branche – der heutigen Swiss-Führung misstraut. Nach
dem Swissair-Grounding, dem Swiss-Relaunch, der Null-Prozent-Einführung
und jetzt der Vorzugspreis-Gebühren haben die Retailer das Vertrauen
verloren, unterstreicht der SRV-Präsident. Daher würde der SRV seine
Aufforderung zur Nichtunterzeichnung der neuen Agenturverträge
aufrechterhalten.

Laut Swiss haben bereits einige Firmen den Vertrag unterschrieben. Aber
auch das Swiss-Management anerkennt, dass die Unterschrift unter dem
Vertrag gar nichts über die Akzeptanz des Modells im Markt aussagt.
Vielleicht bemüht sich die Swiss gerade aus diesem Grunde um eine
mögliche Schadensbegrenzung. Es ist offensichtlich, dass die Swiss in
der Schweiz ohne die Reisebüros nicht auskommt. Eigene Reisebüros hat
sie keine mehr, mit dem Telefonverkauf und dem Internet kann sie
unmöglich das gesamte Volumen alleine bewältigen. Swiss schliesst die
Möglichkeit eines Schweizer Modells nicht restlos aus. Derweil laufen
hinter den Kulissen Gespräche mit den anderen wichtigen GDS. Dem
Leuchten in den Augen der Swiss-Chefs zufolge dürfte hier noch etwas zu
erwarten sein. Die Frage bleibt: 0-Gebühr oder reduziert? Gerade
Letzteres will ja der SRV verhindern. Am Liebsten will der SRV
eigentlich gar keinen neuen Vertrag.