Schwieriges Jahr für Iberia (Ausgabe 2012-32)

Wirtschaftskrise und Streiks belasten die spanische Airline. Jetzt wird an der Qualität des Service gefeilt.

Iberia hat eine turbulente Zeit hinter sich. Abgesehen von der trudelnden spanischen Wirtschaft hatte sich die National-Airline auch mit zahlreichen Streiks herumzuschlagen, welche die Pilotengewerkschaft Sepla aus Protest gegen die neue Billigtochter Iberia Express ins Leben rief. An 18 Tagen wurde gestreikt; rund 2000 Flüge wurden gestrichen, die Verluste für Iberia betragen über EUR 50 Mio. 

Auch zahlreiche Schweiz-Flüge mussten gestrichen werden. Laut Iberia-Sprecher Consuelo Arias habe man den Passagieren aber immer Alternativen angeboten: «Sie wurden auf nicht gestrichene Flüge oder Flüge anderer Airlines umgebucht. Zudem waren die Verbindungsflüge zu Langstreckenzielen nicht betroffen.»

Nun stellt sich die Frage, ob auch Iberia Express künftig die Schweiz anfliegen wird. Die Tochter-Airline konzentriert sich nicht mehr nur auf Domestic-Flüge, sondern hat auch Flüge nach Dublin, Edinburgh, Riga, Mykonos und Neapel aufgenommen; anfangs September kommt Amsterdam dazu.

Iberia Express ersetzt jeweils bestehende Frequenzen der Muttergesellschaft. Auf die Schweiz angesprochen, weicht Arias aus: «Iberia Express bezweckt, Kurz- und Mittelstreckenflüge von Iberia wieder profitabel zu machen. Gleichzeitig wird Iberia Express als Feeder von Iberia-Langstreckenflügen fungieren.»

Ein weiteres Problem von Iberia sind die Flughafengebühren: Das spanische Kabinett hat diese per 1. Juli um durchschnittlich 19% angehoben, um die leere Staatskasse wieder etwas zu füllen. Gerüchten zufolge sollen die Taxen in Madrid und Barcelona gar um 50% steigen. Ein Ticket wird dabei laut Schätzungen durchschnittlich EUR 10 teurer. Iberia hat bereits angekündigt, diese Kosten – Iberia rechnet alleine im zweiten Halbjahr mit EUR 50 Mio. Zusatzkosten – auf die Passagiere zu übertragen. 

Für die Passagiere, die ihr Ticket schon vor dem 1. Juli gekauft haben, fallen aber keine weiteren Kosten an; diese muss Iberia schlucken.

Daneben gibt es aber auch gute Nachrichten für Schweizer Iberia-Passagiere. «Dank des Agora-Projekts werden Schweizer Kunden, die über Madrid weiterfliegen, von einfacherem Umsteigen profitieren», sagt Arias, «Ziel ist es dabei, das Terminal 4 in Madrid zu einem der kundenfreundlichsten Hubs der Welt zu machen und die Pünktlichkeit von Iberia zu verbessern.» Unter anderem soll dies mit Service-Automaten erreicht werden, an denen Passagiere Fluginfos, aber im Fall eines verpassten Anschlussflugs auch die neue Bordkarte, Essens- und Hotelgutscheine erhalten.

Weitere News ergeben sich aus dem Merger mit British Airways. Seit dem 1. Februar steht in der Schweiz die neue Vertriebsorganisation (TI berichtete). Für Passagiere stehen in Lateinamerika, den USA und in Afrika nun ein grösseres Streckennetz und bessere Flugzeiten zur Verfügung. Iberia hat sich seither auf die Expansion in Afrika konzentriert und in den letzten Monaten vier neue Ziele ins Streckennetz aufgenommen: Luanda (Angola), Nouakchott (Mauretanien), Accra (Ghana) und Rabat (Marokko).

Iberia ist für viele Schweizer das Tor zu Lateinamerika

Im letzten Jahr beförderte Iberia 504’000 Passagiere auf ihren Flügen aus der oder in die Schweiz. 57% davon flogen ab Madrid mit Iberia zu anderen Zielen weiter. Die Lieblings-Transitziele der Schweizer waren Teneriffa, Sevilla und Gran Canaria in Spanien sowie in Lateinamerika Santo Domingo, Buenos Aires, San Jose (Costa Rica), Lima, Bogota und Sao Paulo. Iberia fliegt dreimal täglich zwischen Zürich und Madrid und bietet bis zu vier tägliche Flüge pro Tag zwischen Genf und Madrid (20 wöchentliche Flüge). Vom 30. Juni bis 8. September fliegt Iberia zudem einmal in der Woche zwischen Genf und Santiago de Compostela. Die Airline wird von Schweizern oft auch als Tor zu Latein-amerika genutzt; via Madrid gelangen sie zu 18 Zielen in Lateinamerika.

Stefan Jäggi