Secure Flight: Reisebüros wehren sich gegen unfaire Behandlung (Ausgabe 2010-42)

Schweizer Reisebüros müssen SFPD-Daten bei USA-Flügen übermitteln. Gegen ADM im Versäumnisfall wollen sie sich aber vehement wehren.
Ab dem 1. November müssen Flugpassagiere in die USA im Rahmen des Antiterror-Programms «Secure Flight» ihr Geburtsdatum, ihr Geschlecht und ihren Namen gemäss Pass bis mindestens 72 Stunden vor Abflug übermittelt haben. Im Vorfeld dieser Deadline hat längst ein Schwarzpeter-spiel zwischen Airlines, GDS und Reisebüros eingesetzt.

Da die Airlines – von denen die Abgabe der «Secure Flight Passenger Data» (SFPD) im Prinzip verlangt wird – mit hohen Bussen bei Nichteinhaltung der US-Verordnungen rechnen müssen, haben sie Schritte eingeleitet, um das Sammeln der SFPD bei den Buchungsstellen sicherzustellen. Die amerikanische Air Transport Association (ATA) zum Beispiel hat eine Anordnung erlassen, wonach Airlines die Ticketausstellung unterdrücken sollen, wenn die SFPD mangelhaft sind oder fehlen. Ob auch der internationale Airline-Verband IATA diese Resolution annimmt, wird in einer Plenarsitzung am 22. Oktober entschieden.

SRV-Geschäftsführer Walter Kunz erklärt, dass der SRV erst nach dieser Sitzung entscheiden wird, wie sich die Reisebüros in der Schweiz der SFPD-Thematik stellen: «Gewisse Szenarien wurden letzte Woche an einer Sitzung in Wien mit den Verbänden aus Deutschland und Österreich skizziert. Sicher ist, dass wir keine ADM wegen mangelnden SFPD-Daten akzeptieren werden.» Offenbar haben Airlines in der Schweiz angedroht, Administrativkosten von USD 50 via ADM zu belasten, falls diese Daten nicht rechtzeitig durch das Reisebüro im PNR eingetragen werden. Genannt wurden in einer SRV-Mitteilung etwa Air France-KLM, Delta und Continental.

Annalisa Repetto, Sprecherin Air France-KLM, hält aber fest: «Wir versenden keine ADM. Wir haben für PNR mit fehlenden SFPD seit dem 15. Oktober eine Ticketing-Inhibition im Sabre eingerichtet, ab dem 1. November wird diese auch in Amadeus und Galileo wirksam.» Ernst Kaufmann (United Schweiz) erklärt, dass zwar Tickets ohne SFPD im PNR nicht ausgestellt bzw. storniert, aber «keine weiteren Akti-onen vorgenommen werden». Laut Mitteilungen von letzter Woche wird Lufthansa ab dem 1. November eine Ticket-Inhibition einführen; Delta hat diese bereits am 18. Oktober eingeführt. 

Bei Continental steht dagegen auf der Website klar, dass die Buchungsstelle, also etwa das Reisebüro, die SFPD übermitteln muss, und falls dies bis 72 Stunden vor Abflug nicht erfolgt ist, könne ein ADM ausgelöst werden. Brigitta Sandmeier (Continental Schweiz) wollte auf Anschuldigungen durch den SRV nicht eingehen, weil sie vom SRV nicht direkt kontaktiert worden sei. Laut Kunz sind inzwischen aber eingeschriebene Briefe an die Adresse der Airlines in der Schweiz unterwegs, in denen der SRV deutlich festhält, dass ADM nicht akzeptiert werden und bezüglich SFPD die Airlines – und nicht die Reisebüros – in der Pflicht sind. 

Jean-Claude Raemy