«Seit sechs Monaten gab es keinen Zwischenfall mehr» (Ausgabe 2015-12)

Die höchste Touristikerin Kenias musste im letzten Jahr einen Einbruch der Einreisezahlen verzeichnen. Doch die Wirtschaft brummt, und es sind viele Projekte im Gange.

Frau Kandie, Kenia hat ein schwieriges Jahr hinter sich: Terroranschläge, die afrikaweite Furcht vor Ebola, und aus Schweizer Sicht hat Edelweiss Air ihre Flüge nach Mombasa eingestellt. Wie wirkte sich das alles aus?

Bis und mit November kamen global 21% weniger Touristen nach Kenia, aus der Schweiz 31%. Die Küste mit Mombasa (–38%) war dabei stärker betroffen als die Safarigebiete und Nairobi (–17%).

Wieso geht es der Küste schlechter?

Es gab dort mehr Sicherheitsprobleme, und der wichtigste Markt Grossbritannien hat eine Reisewarnung erlassen.

Man hört aber auch von mangelnder Qualität.

Die Qualität an der Küste ist nicht immer auf einheitlich hohem Niveau, das stimmt. Vieles stammt noch aus den 80er- und 90er-Jahren. Aber es gibt auch Topadressen; im Luxussegment ist Kenia sowieso gut aufgestellt und es entstehen auch an der Küste immer mehr Boutiquehotels.

Wie ist denn die Sicherheitslage heute?

Terror ist ein globales Problem, das ist keine Kenia-spezifische Thematik. Wir wollen uns davon nicht unterdrücken lassen und haben das Sicherheitsbudget um 12% erhöht. Mit Erfolg: Seit sechs Monaten gab es keinen Zwischenfall mehr.

Wo investiert Kenia zurzeit am meisten im Tourismus?

Es gibt viele Infrastrukturprojekte; unsere Wirtschaft weist mit 5–6% pro Jahr eine der besten Wachstumsraten der Welt auf. Eines der grösseren Projekte ist das neue Greenfield Terminal am Flughafen Nairobi. Dieses wird 2017 eröffnet und soll als Entry Point und Hub für ganz Ostafrika dienen. Dann investieren wir in den Geschäftsreisetourismus und bauen in Nairobi Convention- und Messezen-tren. Und wir versuchen, die Touristen davon zu überzeugen, dass wir nicht nur Strände und Safaris bieten können, sondern auch Kultur, Sport und vieles mehr. 

Sie spannen auch mit den Nachbarländern zusammen. Wie läuft das?

Die ostafrikanische Community EAC umfasst neben uns auch Tansania, Uganda, Ruanda und Burundi. Es sind viele Investoren vorhanden und wir können grenzübergreifende Projekte wie etwa Bahnlinien realisieren. Ausserdem haben wir das Ostafrika-Visum ins Leben gerufen, an dem sich bisher neben Kenia auch Uganda und Ruanda beteiligen. Sie sehen, es wird überall harmonisiert. 

SJ