Sicherheit darf auch kommuniziert werden (Ausgabe 2009-18)

Michèle Fischer über die jüngsten Fälle von Piraterie

Die Meldungen von Übergriffen auf Kreuzfahrtschiffe durch Piraten
häufen sich: Vergangenen Sonntag traf es die MSC Melody, welche nach
Ende der Winterkreuzfahrtsaison auf dem Rückweg nach Italien war. Der
Vorfall verlief glimpflich, der Angriff konnte durch das bewaffnete
Sicherheitspersonal abgewehrt werden. Leise Ironie des Szenarios: Die
Route des Schiffes war vorab vorsichtshalber geändert worden, um von
Piraten regelmässig frequentierte Gewässer zu meiden.

Der Vorfall fand in der Tagespresse das gewohnt breite Echo: Schliesslich birgt die Piraterie
immer noch eine gewisse Faszination und findet beim Publikum
entsprechend Anklang. Eine andere Partei hüllte sich dagegen einmal
mehr in Schweigen: Beim Gros der Reedereien scheint die Piraterie kein
Thema zu sein. Weder wird proaktiv Stellung bezogen, noch finden sich
auf den Websites der Reedereien irgendwelche Hinweise oder
Informationen zum Thema Sicherheitsmassnahmen in Bezug auf Piraterie
oder andere mögliche Bedrohungen durch organisiertes Verbrechen.

Einzig bei MSC Kreuzfahrten scheint man sich unterdessen bewusst zu
sein, dass sowohl von Kunden- wie auch Agentenseite ein Bedürfnis nach
zusätzlichen Informationen vonseiten der Reedereien herrscht. Das
Unternehmen bildet offenbar die löbliche Ausnahme und berichtet auch
über die Schattenseiten des Kreuzfahrtgeschäfts, aber auch die
Massnahmen, die in diesem Zusammenhang ergriffen werden – und dies
bereits bevor die Reederei selbst vergangenen Sonntag nun zum Ziel der
Piraterie wurde.

Dabei sprechen eigentlich genügend Gründe dafür, dass die Reedereien zu
diesem Thema Stellung beziehen, droht die Medienpräsenz der jüngsten
Vorfälle langsam am Bild der Kreuzfahrten als sichere Reiseoption zu
kratzen. Verkaufspersonal und Endkunden zu kommunizieren, dass von
Übergriffen durch Piraten nur wenige Routen und Zeitfenster betroffen
sind – nämlich diese, zu denen die Schiffe von den Winterdestinationen
im Süden zu den Sommerdestinationen im Norden entlang der afrikanischen
Küste überführt werden (und umgekehrt) – und dass die Reedereien das
Risiko (und nicht nur das Risiko durch Piraterie, sondern Anschläge
generell) durch entsprechende Massnahmen möglichst klein zu halten
versuchen, müsste eigentlich im Interesse der Kreuzfahrtgesellschaften
liegen.