Die Fakten: Kuoni verkauft seine Edelweiss Air (EDW) an Swiss (LX) und
erhält im Gegenzug ab 2009 die Möglichkeit, seine Hotel-Datenbank auf
dem Swiss-Portal zugänglich zu machen. Doch wer profitiert von diesem
Deal?
Für Kuoni bedeutet der Verkauf von Edelweiss eine Reduktion des
Charterrisikos. In Zukunft ist Swiss für die Auslastung verantwortlich.
Im Gegenzug wird Kuoni in Zukunft eine vertraglich bestimmte Anzahl
Sitzplätze auf EDW- und LX-Ferienflügen übernehmen. Der Verkauf
der drei A320 spült Kuoni einen Betrag von CHF 75 Mio. in die Kasse,
der für Investitionen verwendet werden soll. Ein gutes Geschäft erhofft
sich Kuoni mit dem Vertrieb «seiner» 15000 Hotels über www.swiss.com.
Die Kooperation eröffnet Kuoni ein Potenzial an neuen Kundenkontakten.
Über einen möglichen Erfolg entscheidet aber nicht nur die Anzahl
erreichbarer Kunden und deren Buchungsbereitschaft, sondern vor allem
die Wettbewerbsfähigkeit der Angebote.
LX und EDW profitieren beide. LX erweitert mit der Übernahme von EDW
ihr Leisure-Geschäft und wird den Jahresumsatz in diesem Bereich
schätzungsweise mehr als verdoppeln. Engpässe punkto
Flugzeugverfügbarkeit können mit der Integration der EDW mit ihren drei
A320 und einem A330 künftig vermindert werden. LX kann ihr Angebot an
Zielen markant ausbauen. Die EDW-Flüge können auch direkt über das
LX-Portal gebucht werden, was das Potenzial für den Einzelsitzverkauf
bei EDW erheblich vergrössert. Vor allem aber sollen beide Airlines
von grossen Synergieeffekten profitieren können.
Privatkunden kommt dieser erweiterte Service sicherlich zugute, da sie
ab 2009 auf ein grösseres und breiteres Angebot Zugriff haben werden,
sowohl für Flüge als auch für Hotels.
Veranstalter und Reisebüros werden wohl eher auf der Verliererseite
dieser Kooperation stehen. Zwar soll das Buchen von EDW-Flügen nach
Angaben von Swiss für andere Tour Operators einfacher werden, da die
Airline nicht mehr einem Konkurrenten gehört. Die gemeinsame
Internet-Offensive von Kuoni und Swiss über www.swiss. com dürfte den
Wiederverkäufern keine Jubelrufe entlocken. Welche konkreten
Auswirkungen das erweiterte Internet-Angebot wirklich auf die
Reisebranche haben wird, ob die Erfolgserwartungen von Kuoni und Swiss
erfüllt werden und damit nichts gegen eine Verlängerung des nun für
fünf Jahre abgeschlossenen Kooperationsvertrages sprechen würde, wird
sich spätestens Ende 2013 zeigen.