Anlässlich einer Pressekonferenz informierte Skyguide über ihre neue
Ausrichtung: Supranationale Lufträume über Europa, der sogenannte
Single European Sky, würden in den nächsten Jahren die Flugsicherung
stark verändern. Die Strategie des Unternehmens orientiere sich deshalb
noch klarer an der europäischen Entwicklung.
«Wir wollen die Schweizer Flugsicherung vorwärtsbringen, damit sie sich
in Europa optimal positionieren kann», sagt Daniel Weder, seit 1.
Oktober 2007 neuer CEO von Skyguide.
Skyguide habe nur eine kleine zugängliche Marktgrösse, müsse sich aber
in einem Umfeld behaupten, das von grossen Flugsicherungen geprägt sei.
Damit die Firma ihre Identität bewahren könne, werde sie in den
nächsten Jahren Partnerschaften anstreben und alle anderen
Opportunitäten nutzen.
Aufbauend auf den bereits eingeleiteten Entwicklungen wurde ein
Vier-Punkte-Plan konzipiert, der schrittweise umgesetzt wird. Skyguide
will damit:
die unternehmensweit integrierte Sicherheitskultur verstärken;
die absehbaren Einnahmelücken schnellstmöglich kompensieren;
die Kapazität der Flugsicherung im Schweizer Luftraum erhöhen;
mit einer Modularisierung kundennäher und flexibler auftreten.
Die auf mehrere Bereiche aufgeteilte Verantwortung für zentrale,
operative und technische Sicherheit wird per 1. März 2008
zusammengefasst und auf Stufe Geschäftsleitung angesiedelt. Leiter des
neuen Departements wird Jürg Schmid, der zurzeit die Stabsstelle
Sicherheitsmanagement führt. Dazu Weder: «Mit diesen Massnahmen wird
die Sicherheit aufgewertet. Sie ist tägliches Geschäft sowie oberste
Maxime.»
Skyguide sieht sich mit Einnahmelücken konfrontiert. Ohne massive
Gegenmassnahmen würde man die Tarife erhöhen müssen, heisst es. Das
Negativ-Szenario prognostiziert einen nicht gedeckten Finanzbedarf von
CHF 240 Mio. bis im Jahr 2012. Als eine erste Reaktion realisierte
Skyguide letztes Jahr das Effizienzsteigerungsprogramm «Challenge 07»,
das die Rechnung um CHF 135 Mio. entlasten soll. Die Massnahmen zur
Effizienzsteigerung genügten nicht, weitere würden folgen. Innerhalb
des gesetzlichen Auftrags werden Leistungen im Interesse der
Eidgenossenschaft erbracht, so Skyguide, die nicht kostendeckend
entschädigt werden, etwa die Verkehrsleitung über Süddeutschland. Die
Einnahmenausfälle summierten sich pro Jahr auf CHF 65 Mio. «Wir
erwarten gleich lange Spiesse», sagt Weder, «es ist Sache des
Gesetzgebers für den Ausgleich der strukturell bedingten Unterdeckung
zu sorgen.» Ohne konsequente Umsetzung des Massnahmenpakets müsste
Skyguide ihre schon hohen Tarife nochmals stark anheben. Bei einer
solchen Entwicklung bestünde das Risiko, dass Skyguide aufgrund des
Wettbewerbs in Europa schlecht positioniert wäre. Zudem bestünde die
Gefahr, dass gewisse Geschäftsbereiche bei Skyguide und die damit
verbundenen Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Aktuell sind 1400
Mitarbeitende an 14 Standorten in der Schweiz beschäftigt.
Skyguide fordert: Die Kapazität im komplexen Schweizer Luftraum muss
dringend erhöht werden, damit das erwartete Verkehrswachstum zu
bewältigen ist. Man will in erster Priorität mehr Fluglotsen
einstellen. Deswegen werde ab diesem Frühjahr die Zahl der Lehrgänge
mindestens verdoppelt.
Europaweit beginnen die Flugsicherungen gewisse Leistungen in einzelne
Geschäftsmodule aufzuteilen, so Skyguide weiter. Dies wird indes als
Chance betrachtet: Die Modularisierung schaffe optimale
organisatorische Voraussetzungen für den sich anbahnenden Single
European Sky. Skyguide möchte daher die Dienstleistungen auf den
Regional- und Militärflugplätzen in einer Tochterfirma zusammenfassen,
die jedoch im Besitz der Organisation bleibt. Man prüft darüber hinaus,
ob mittelfristig weitere Aufgaben von Skyguide in verselbständigte
Geschäftseinheiten überführt werden.
Das zweite zentrale Projekt ist die rasche Konzentration der Kräfte des
Regionalstandortes Zürich. Der vor zwei Jahren begonnene Umzug vom
Flughafen Zürich nach Wangen bei Dübendorf soll im ersten Quartal des
nächsten Jahres mit dem Transfer des Kontrollzentrums abgeschlossen
werden.



