Spagat zwischen Online und Trade (Ausgabe 2012-37)

TUI Suisse World Experience Tour im Oman

Es waren aufschlussreiche Tage im Oman. TUI Suisse gab nicht nur aktuelle Kennzahlen bekannt, sondern bekannte auch Farbe, was die strategische Stossrichtung angeht. Sie umfasst fünf Pfeiler: Online Driven Company, Controlled Distribution, dynamische Produktion, differenzierte Hotelkonzepte und Prozessoptimierungen.

Was die dynamische Produktion und die allgemeine Online-Ausrichtung angeht, gibt TUI Suisse dort Gas, wo sie es kann und darf: bei TUI Flextravel (inklusive Flex Travel Discount) und nun verstärkt auch bei Vögele Reisen. Das neue Kunden-Login, mit dem sich eigene Buchungen verwalten lassen, ist dabei mehr als nur ein netter Zusatzservice: Gleichzeitig ist es auch ein interessanter Ansatz, die Online- mit der Offline-Welt zu verknüpfen, da die Kunden nun einerseits selber online buchen, bei Bedarf aber ihre Buchung auch in einem stationären Reisebüro fortsetzen können. Bei der Hauptmarke TUI hingegen ist man bezüglich IT stärker von Deutschland abhängig und muss quasi warten, bis neue Technologien fertig entwickelt sind.

Die starke Online-Gewichtung zeigt aber auch wieder einmal, was den B2B-Bereich in Zukunft erwartet. Dass es bei Vögele Reisen künftig konsequent nur noch 5% Kommission für den Trade gibt, ist ein Zeichen der Zeit. Jahrelang befürchteten die Retailer, die TOs würden an den Kommissionsmodellen schrauben. Diese blieben zwar stets stabil – nur gibt es immer mehr Produkte, die von diesen Modellen ausgeklammert und nur noch reduziert kommissioniert werden. TUI Suisse beteuert derweil, dass man trotz Fokus auf Controlled Distribution, also auf den Vertrieb von eigenen Produkten über eigene Kanäle, den Fremdvertrieb keinesfalls reduzieren wolle. So kommt man Agenten beispielsweise beim Flex Travel Discount (FTD) schon seit einiger Zeit entgegen, indem man zwei Tarife anbietet: einen original Internettarif zu 5% Kommission sowie einen «Handelspreis» zu 13%.

Gleichzeitig versucht TUI mit ihren eigenen Hotelmarken, sich vom brutalen Preis-kampf im Massengeschäft auszuklinken. Für TUI Suisse ist die konzernweite Zusammenarbeit hier eindeutig ein Vorteil: Der Schweizer TO kann so den Kunden ein differenziertes Produkt anbieten, ohne das komplette Risiko für eigene Hotels tragen zu müssen. Die generelle Aussage von TUI Suisse, dass die Zeiten des gleichförmigen Massentourismus eindeutig vorbei seien, muss zwar angezweifelt werden – definitiv lässt sich aber der gleichförmige Massentourismus von einem klassischen TO heute kaum mehr gewinnbringend verkaufen. 

Stefan Jäggi