Standards sind gefragt (Ausgabe 2009-13)

Jean-Claude Raemy zur YQ-Kontroverse

Die «Tax Box» und deren variable Inhalte sorgen seit Wochen und Monaten
für Missstimmung zwischen Airlines und Reisebüros – was die
«Geschäftspartnerschaft» arg strapaziert. Nach der Diskussion um die
GDS-Gebühren geht es jetzt um die Frage, ob Treibstoffzuschläge Teil
des Tarifs sind oder nicht.

Airliner stellen sich auf den Standpunkt, dass Treibstoffzuschläge
Sache der jeweiligen Fluggesellschaft sind – im Gegensatz zu extern
bedingten Zuschlägen wie Flughafentaxen. Demzufolge unterliegen
Rückerstattungsbedingungen auch den Tarifbestimmungen, allerdings nur
bei YQ/YR, im Gegensatz zu anderen Bestandteilen der Tax Box. Die
Reisebüros wiederum sehen nicht ein, warum ein separater Zuschlag im
Rückerstattungsfall als Tarifbestandteil eingerechnet wird, in der
Werbung beispielsweise aber nicht. Sie wittern dahinter einen
(weiteren) Bereicherungstrick der Airlines.

Klar ist schon jetzt, dass jeweilige Fälle zwischen dem einzelnen
Reisebüro und der Airline ausgetragen werden, und es keine
allgemeingültige Richtlinie gibt. Das Fehlen eines «Code of Conduct»
und der Umstand, dass die von der IATA formulierten Regeln meist nicht
verbindliche Vorschläge sind, welche die einzelnen Mitglieder-Airlines
ihren nationalen Bestimmungen und eigenen Geschäftspraktiken anpassen
können, hat bereits dazu geführt, dass einige Reisebüros die
Existenzberechtigung der IATA infrage stellen.

Es bleibt aber auch die ernüchternde Feststellung, dass ein Verband wie
der SRV nicht viel unternehmen kann, weil solche Rückerstattungen
jeweils bilaterale Angelegenheiten sind. Und so hofft man – nicht nur
beim SRV – darauf, dass hier ein «Konsumentenschutz-Thema» in der
breiten Öffentlichkeit entsteht, womit eventuell Druck auf die Airlines
aufgebaut werden kann.

Die Hoffnung, zwischen Airlines und Reisebüros wieder einen
konstruktiven und partnerschaftlichen Dialog herzustellen, scheint
indes wieder in weite Ferne gerückt zu sein. Unter dem Druck der vielen
Konkurrenz und der globalen Finanzkrise werden die Tarife bzw. deren
Regeln und Anwendungen immer undurchsichtiger. Höchste Zeit, dass
Airlines bzw. deren Regulativ, die IATA, Goodwill zeigen und Standards
eruieren. Oder aber Farbe bekennen und alle ihre Kunden eindeutig und
ausschliesslich zum Direktbuchen aufmuntern.