Wieder einmal setzt der starke Franken die Schweizer Tour Operators massiv unter Druck. Reisebüro-Kunden erwarten aufgrund des tiefen Euro- und Dollarkurses auch tiefere Preise in der Schweiz. Wo die meisten Reiseveranstalter nach dem SNB-Entscheid ihre Preise für den Euroraum gesenkt haben, bleibt eine solche Reaktion für die Dollar-Destinationen aber noch weitgehend aus.
Weshalb einige TOs kein Interesse daran zeigen, eine Vergünstigung an den Endkunden weiterzugeben, liegt auf der Hand. Ein Grund ist das sogenannte «Hedging», das die Anbieter vor zu grossen Risiken bewahren soll. Zahlreiche Leistungen werden von Reiseveranstaltern oder Fluggesellschaften in Fremdwährungen eingekauft und auf diese Weise abgesichert.
Diese Methode, die an und für sich gut funktioniert, hilft derzeit den Reiseveranstaltern nur bedingt. Wo die einen im vergangenen Jahr zu einem günstigen Kalkulationskurs ihre Leistungen absichern konnten und dadurch aktuell durchaus konkurrenzfähig sind, profitierten andere nicht von einem solch guten Kurs und sind nun gezwungen, ihre Katalogpreise zu senken. Auf welcher Höhe sich dabei die Schmerzgrenze befindet, bleibt ungewiss.
Durchaus interessant ist, dass auch Fluggesellschaften es nicht als Notwendigkeit erachten, ihre Preise anzupassen. Im Gegenteil: Swiss erhöhte vor nicht allzu langer Zeit sogar noch ihre Nordamerika-Tarife. Diese Vorgehensweise ist besonders fraglich, zumal sich der Ölpreis seit Monaten bereits auf Sinkflug befindet und die Fluggesellschaften dadurch erheblich entlastet wurden. Aber auch, weil Swiss kurz zuvor noch angekündigt hatte, dass Transatlantikflüge wieder günstiger werden.
Bleibt abzuwarten, wie viele Kunden für ein solches Vorgehen Verständnis aufbringen und wie gross der Anteil derer ist, die genug von fadenscheinigen Erklärungsversuchen haben und ihre Ferien lieber jenseits des Rheins in der Euro-Zone oder auf einschlägigen Onlineportalen buchen.
Melanie Mooser