Stirnimann, Lehmann, niemand? (Ausgabe 2012-09)

Hotelplan: Wer – oder was – folgt auf Hans Lerch?

Nächste Woche präsentiert die Hotelplan Group ihr -Jahresergebnis 2010/11. Es wird spannend zu sehen, ob und in welchem Umfang Umsatz und Ebit auf Konzernstufe rückgängig waren und wie die einzelnen Einheiten – allen voran Hotelplan Suisse – abgeschnitten haben. 

Doch am meisten interessiert die Frage: Was passiert mit Konzernchef Hans Lerch? Lerch hat gegenüber TI signalisiert, dass er an der Bilanzmedienkonferenz nichts zum Thema sagen und auch nicht auf diesbezügliche Fragen eingehen werde. Es steht jedoch ausser Zweifel, dass das Thema «Lerch-Nachfolge» derzeit intensiv diskutiert wird. Schon nur Lerchs Verlautbarung, dass der Verwaltungsrat von Hotelplan die Nachfolge noch nicht «definitiv geregelt» habe, spricht Bände. Zudem hat Lerch öfters und öffentlich signalisiert, dass er sein Engagement höchstens als vorübergehend betrachtet.

So wird wild spekuliert, wer infrage komme. Kronfavorit ist Thomas Stirnimann, der bereits Stellvertreter von Lerch ist sowie einer der «Lerch-Boys» aus früheren Kuoni-Zeiten. Viele andere Kandidaten gibt es zudem kaum. Unter den internen «Potenziellen» macht der Name Simon Lehmann (CEO Interhome) die Runde. Dieser gibt nur zu verstehen, dass er, sollte er angefragt werden, zur Verfügung steht – mehr nicht. Die CEOs der anderen Einheiten sind entweder zu weit weg oder noch nicht mit der Führung grosser Einheiten vertraut. Ob sich Externe anbieten, ist unbekannt.

Lerch hat kein Rücktrittsdatum angegeben und ist mit 62 Jahren eigentlich auch nicht unter Zeitdruck. Vielleicht wartet man in Glattbrugg ja den 24. März ab vor weiteren Entscheidungen: Dann tritt MGB-VR-Präsident Claude Hauser aus Altersgründen ab. Wer beerbt wen im vertikalen Sesselrücken? Verändern sich die Langfriststrategie und damit die Rolle von Hotelplan im neuen MGB-Gebilde, wenn jüngere Topmanager eventuell an den eisernen Prinzipien Duttweilers zu rütteln beginnen?

Der Entscheid über einen neuen CEO liegt letztlich beim Verwaltungsrat der Hotelplan Group. Die starken Personen darin sind die Vertreter des MGB-Direktoriums, also Herbert Bolliger (CEO), Jörg Zulauf (CFO) und Ex-Rewe-Chef Ernst Dieter Berninghaus. Weiter im VR sind Lerch selbst, Rita Giacometto und Ex-TUI–Ma-nager Norbert Munsch. Wie beurteilen sie alle die Leistungsausweise von Stirnimann oder Lehmann? Worauf legen sie mehr Wert, den «Track Record» oder die Persönlichkeit, die Internetaffinität oder die Gesamtvision? Oder braucht es am Ende womöglich gar keinen Gruppen-CEO mehr?

Jean-Claude Raemy